Die Romanpoetik Theodor Fontanes
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Die Ansichten Theodor Fontanes über die Romankunst zeigen, daß er nach Kompromissen zwischen realer Wirklichkeit und poetischen Forderungen sucht. Damit entpuppt sich Fontane exemplarisch für die Romankunst des Realismus. So sehr er auch davon überzeugt war, sich auf den Boden der modernen Wirklichkeit stellen zu müssen, blieb er doch zugleich auch immer noch im Bann der Klassik, die die Aufgabe der Kunst darin sah, in der Schönheit die Wahrheit zur Erscheinung zu bringen und den Rezipienten dadurch über die Wirklichkeit in das Reich des Ideals zu erheben. In Zeiten des Realismus hatte die alltägliche Wirklichkeit den Vorrang, wodurch das Ideal erstmal in den Hintergrund zu geraten schien. Fontane hielt jedoch daran fest, daß die Aufgabe der Literatur darin bestehe, den Leser mit der realen Wirklichkeit zu versöhnen. Was für ihn die eigentliche Aufgabe der Erzählkunst ist, bezeichnet Fontane hier als Verklärung, den sogenannten Poetisierungsprozeß also. Wenn er also von der Verklärung als der wesentlichen Aufgabe der Kunst spricht, dann fordert er damit vom Künstler, daß dieser in der Darstellung der Wirklichkeit eine höhere Wahrheit zu Erscheinung bringt. Während Fontane in seinen Urteilen über Menschen und gesellschaftliche Zustände zu einer Mischung von Skepsis und Nachsicht neigt und unterschiedliche Haltungen gelten läßt, hält er hingegen an der Forderung, daß Kunst verklärend sein müsse, unnachsichtig fest. Und Fontane macht es dem Roman zur Aufgabe, sich mit soziokulturellen Zuständen auseinanderzusetzen und dabei möglichst ein repräsentatives Bild der Gesellschaft einer bestimmten Zeit zu geben.