Auf der Suche nach der Seele Amerikas, der Mittlere Westen und Kalifornien

AuszugEin befreundetes Ehepaar verbrachte seit Jahren den Sommerurlaub in den USA, häufig auch in wüsten Gegenden, die man sonst eher meidet. Was zog sie dahin? Vor zwei Jahren waren wir in Las Vegas und unternahmen von dort aus vor einem Weiterflug nach Mexico eine kleine Rundreise über den Grand Canyon in das Monument Valley, und waren überwältigt von der andersartigen Landschaft. Das wollten wir auch unserer Tochter zeigen, aber auch weiter in den Norden vordringen, an Orte, durch die im 19. Jahrhundert die weißen Siedler zogen und die Kämpfe zwischen der US-Kavallerie und den Indianerstämmen stattfanden. Unsere „amerikanische Sozialisation“ fand ja früh im Kino statt, bei den Filmen von John Ford vor allem und angeleitet von den Figuren, die John Wayne darstellte. Dort wollten wir hin; wir fanden diesen Ort im Monument Valley, die Schlachtfelder des Nordens sollten unsere Emotionen vertiefen. Dort, im Norden, wurzelte die US-amerikanische Geschichte, dort sollte die amerikanische Seele begraben sein. Wie ist diese Seele in kurzer Zeit zu finden, wenn einem nur 3 Wochen Urlaub zur Verfügung stehen? Es wurde immer von der Weite des Mittleren Westens gesprochen; die kann man sich weder erwandern noch per Flugzeug erfliegen, aber mit dem Auto erleben, im Sinne „der Weg ist das Ziel“. Es sollte also, bezogen auf die zur Verfügung stehenden Zeit, eine Reise mit dem Auto sein über eine gewaltige, sich über mehr als 5.000 km ausdehnende Strecke (zum Schluss wurden es 6.049 km), welche vom Süden bis in den hohen Norden, von Arizona bis Montana reichen sollte. Einige Fixpunkte gab es, Las Vegas mit seinen unter der Woche preiswerten Luxushotels, es musste das View Hotel im Monument Valley sein, und es sollte bis zum Little Big Horn Battlefield in Montana gehen, außerdem wurde von der Familie San Francisco gewünscht. Alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach, gelingt in der Regel auch nicht, selbst nicht mit Hilfe eines Reisebüros (das View Hotel ist nahezu regelhaft nur über Reiseveranstalter buchbar). Für den Langstreckenflug sollte zudem eine Airline gewählt werden, die gegen ein akzeptables Aufgeld sog. economy plus Plätze mit etwas mehr Beinfreiheit anbietet. Zusätzlich muss so eine Reise in die sonstigen im Jahr vorhandenen Termine eingebettet werden. Wer sich in den USA nicht so gut auskennt wie wir, wählt daher den Weg über das Reisebüro. Wir buchten deshalb bei Hapag-Lloyd am Hamburger Jungfernstieg den Flug mit United Airlines, den Mietwagen (Alamo) und, bis auf zwei, sämtliche Hotels im Vorwege. Und es klappte auch alles. Wir erlebten eine der schönsten, eindrucksvollsten Reisen unseres Lebens. Wir, das heißt meine Frau Graciela, meine Tochter Anne-Marie und ich; und wir fanden, was wir suchten, die Seele Amerikas. Ralf Wegner, im Juni 2013