Under the midnight sun

Alles besitzt eine Eigendynamik, auch ein paar Striche auf einem Blatt Papier. So weiß ich anfangs meist nie, was aus meiner Zeichnung entsteht. Man gibt sich mit jedem Strich sein Programm, doch kommt dieses Programm von Außen oder Innen? Dieses Wechselspiel mit der inneren Vorstellungswelt und den rein pragmatischen, technischen „Äußerlichkeiten“ ist, was ein Bild während des Zeichnens lebendig hält. Ich hoffe, auch das fertige Produkt lässt diese spontane Spannung erahnen. Zudem stehe ich aufgrund einer psychischen Erkrankung ständig unter Psychopharmaka, und das Zeichnen ist für mich eine Möglichkeit, mir in dieser Welt der sozialen Zwänge meine Vorstellungs- und Gemütswelt zurück zu erarbeiten, sie dem „common sense“ entgegen zu stellen. Was meine Einflüsse anbelangt, bin ich ein Kind der 70er und 80er Jahre. Was mich schon immer stark beeindruckte ist Comic-Art. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit 3 Jahren ein paar Fetzen eines original Marvel Comics in unserem Garten fand. Ich dachte, die Außerirdischen seien gelandet. Später knackte ich mein Sparschwein für die ersten „Vampir Comics“ (die besten französischen, italienischen und amerikanischen Zeichner), „Kobra“, „Gespenster Geschichten“ und dann natürlich das Heavy Metal der frühen 80er. Ich kann mich auch noch gut erinnern, welchen Eindruck mit 8 Jahren solche wohl etwas naiven Filme wie „Sindbads 7te Reise“ oder später Roland Topors „Fantastic Planet“ bei mir hinterlassen haben. Nun, da meine Comicsammlung aus der Kindheit längst auf dem Müll gelandet ist (leider), ist das Zeichnen für mich ein Mittel, diese kindliche Beeindruckbarkeit und Begeisterung für die Umsetzung eines optischen Metiers zurück zu gewinnen und ich versuche dies in meinen Zeichnungen zu vermitteln.