Gefangen in goldenen Ketten
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Viac o knihe
Es war eine spannende Zeit, in die der Knabe hineingeboren wurde, von dem dieses Buch handelt und der einmal König von Sardinien werden sollte. Auf einer der zahlreichen Burgen des Herzogtums Schwaben erblickte er das Licht der Welt. Erst wenige Jahre zuvor war im Deutschen Reich ein zehnjähriger Bürgerkrieg zwischen den Verbündeten der Staufer und der Welfen um die Vorherrschaft in Deutschland zu Ende gegangen. Es regierte glücklos Kaiser Otto IV., ein Welfe. Nach dessen Zerwürfnis mit der Kirche wurde der junge König von Sizilien, Friedrich, nach Deutschland gesandt, um dort den inzwischen gebannten Kaiser zu ersetzen. Dieser König stammte aus dem Geschlecht der Hohenstaufen; sein Vater, Kaiser Heinrich VI., war nur kurze Zeit nach der Geburt seines Sohnes gestorben. Friedrich verliebte sich gleich zu Anfang seines Aufenthalts im Deutschen Reich in eine Spielgefährtin aus den Tagen seiner Kindheit. Ein Sohn und eine Tochter gingen als „natürliche“ Kinder aus dieser Liebesbeziehung hervor. Der Sohn, nach seinem Großvater Heinrich benannt, folgte seinem Vater bereits in jungen Jahren nach Italien, wo der inzwischen zum Römischen Kaiser gekrönte Friedrich II. dringend der Hilfe zuverlässiger Männer in seinem Kampf gegen die Kirche und für den Erhalt des Kaisertums bedurfte. Heinrich, jetzt Enzo oder Enzio genannt, wurde zu Friedrichs II. Feldherrn im Kampf gegen die Städte, die sich im „Lombardischen Bund“ gegen den Kaiser zusammengeschlossen hatten. Mit wechselndem Erfolg kämpfte er zehn Jahre lang einen aussichtslosen Kampf gegen die selbstbewussten und reich gewordenen Städte in Norditalien. Er geriet 1249 in Gefangenschaft und verbrachte dreiundzwanzig Jahre in Bologna als Gefangener der Stadt und seiner Bürger. Mit seinem schriftstellerischen Werk in dieser Zeit trug er zur Bildung der heutigen italienischen Sprache bei. Dante und Petrarca rühmten Kaiser Friedrich II. und dessen Söhne für diese Sprachschöpfung. Gerade Enzio kommt das Verdienst zu, nach dem Tod seines Vaters und seiner Brüder, diese Arbeit erfolgreich fortgesetzt zu haben. Bologna und seine Bürger überwanden im Laufe der Zeit die Feindschaft zu Enzio, der zum bewunderten Freund wurde. Diese Bewunderung galt nicht nur seinen Gedichten und Sonetten, sondern auch der königlichen Haltung, mit der er das Los einer langen Gefangenschaft ertrug. So ist es auch kein Wunder, dass sich allmählich ein Mythos um den königlichen Gefangenen bildete, der bis heute die Erinnerung an Enzio wachhält und selbst die altehrwürdige Universität von Bologna veranlasste, zu diesem Thema eine große wissenschaftliche Ausstellung zu veranstalten.