Analyse der Bedeutung dispositiver Faktoren für die Viabilität der Arbeitsmarktpolitik
Autori
Viac o knihe
Weshalb bieten arbeitsfähige Personen ihre Arbeitskraft an, oder nicht an? Hintergrund der Untersuchung ist die Überlegung, dass es außer monetären Faktoren, wertrationale gibt, welche die Erwerbsorientierung von Personen beeinflussen. Das heißt, dass also die Arbeitsangebotsentscheidung außer von primär monetären Gründen, wie der Höhe des Einkommens, auch von dispositiven Faktoren (wie Werthaltungen) abhängt. Hier bspw. die Nähe zur Familie, die einer besseren Arbeitsstelle in einer entfernten Stadt vorgezogen wird oder auch die grundsätzliche Erwerbsorientierung. Die aktuelle Arbeitsmarktforschung kann solche Einflüsse nur schwer einschätzen. Gleichzeitig setzt die derzeitige Arbeitsmarktpolitik durch ihren workfare-Ansatz reflexive Steuerung voraus. Damit diese gelingen kann, ist eine Ergänzung der Arbeitsmarktökonomik durch die Sozialwissenschaften sinnvoll. Um einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen, wurde in dieser Studie die Erwerbsorientierung als ein Konstrukt diverser Variablen an Personen gemessen um danach Cluster bilden zu können, die es zulassen, homogene Teilpopulationen gemäß ihrer Ausprägung der Erwerbsorientierung mit polititischen Programmen (oder auch Sanktionen) ansprechen zu können. Ausgehend von Theorien hauptsächlich von Max Weber und Talcott Parsons wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Erwerbsorientierung als Konstrukt verschiedener Variablen misst. Gleichzeitig beinhaltet er ein Fragenset, der die Einflüsse von Wertvariablen (wie Kinder oder die Pflege von Eltern) auf konkrete Arbeitsangebotsentscheidungen misst. Dies wurde in einer Online-Befragung erhoben. Zwei Dinge zeigen sich deutlich: Die Einflüsse von Wertaspekten auf die Art der Arbeitsangebotsentscheidung sind deutlich und sind stärker als monetäre Aspekte. Und: Mit Webers operationalisierter Theorie des „Geistes des Kapitalismus“ kann auch heute noch Erwerbsorientierung abgebildet werden.