Die hessische SPD 1950 - 1959
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Die vorliegende Studie zur hessischen SPD ist die erste umfassende Arbeit zur Geschichte der Sozialdemokratischen Partei dieses Landes in der „Ära Zinn“ zwischen 1950 und 1959. Der Autor geht in seiner Darstellung unter den Aspekten der Programmatik, des Politikverständnisses, der Organisation sowie der Wähler und Mitglieder der Partei den Gründen für den Erfolg der hessischen SPD nach und zeichnet ein differenziertes Bild. Er stellt heraus, dass die Sozialdemokratie in Hessen früher als anderswo in den benannten Untersuchungsfeldern den Weg zur Volkspartei beschritten hatte und vor allem dank ihrer auf politische und ökonomische Integration gerichteten Programmatik und ihres Regierungshandelns in der Ära des Ministerpräsidenten Georg August Zinn (1901–1976) diesen Kurs erfolgreich einschlug. Dem Autor gelingt es, die Erfolgslinie in den 50er und 60er Jahren nachzuzeichnen. Dazu zählt die soziale und materielle Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die Aufrüstung des ländlichen Raumes und die bewusste Absetzung von der Politik der CDU im Bund. Dadurch gelang es, neue Wählerschichten u. a. auch in den katholischen Lan-desteilen zu erschließen. Bei seiner Untersuchung der Organisations-, Wähler- und Mit-gliederstruktur stellt der Autor die Spezifika der hessischen SPD heraus, die im Norden und Süden von Hessen unterschiedliche Milieus und Mentalitäten antraf und ansprechen musste. Diese als „zweierlei Sozialdemokratie“ analysierte Besonderheit der hessischen SPD schlug sich auch in der innerparteilichen Positionierung im Rahmen der Godesberger Programmrevision 1959 nieder. Während die südhessischen Mitglieder und Teile der Funktionäre diesem Prozess der Öffnung für breite Wählerschichten skeptisch bis ableh-nend gegenüberstanden, sah die überwiegende Mehrheit der nordhessischen Sozialdemo-kraten hierin eine folgerichtige Weiterentwicklung der Partei auch im Bund. Das Buch zeigt auf, dass sich die Partei von Birkelbach und Zinn nicht zuletzt auch als Gegenmodell zum politischen Konsens in der Bundesrepublik der Ära Adenauer in den fünfziger Jahren verstand und dieses Selbstverständnis inner- und außerhalb Hessens deutlich zum Ausdruck brachte. Die Untersuchung wird abgerundet durch einen Graphi-schen Anhang und ein Personenregister.