Die Pflicht zur bürgerlichen Gesellschaft
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Viac o knihe
Kant ist neben Hegel der einzige Klassiker des Staatsdenkens, der den Staat als sittliche Notwendigkeit begreift. Seiner Auffassung nach unterliegt jeder Mensch, der mit seinesgleichen zusammenleben will, einer Pflicht zur bürgerlichen Gesellschaft, d. h. einer Pflicht zum Eintritt in eine politisch geordnete Form der Sozialität. Die Untersuchung greift diese in der Forschung bislang vernachlässigte Lehrmeinung auf. Sie geht der Frage nach, wie Kant zu seiner Lehre von der sittlichen Notwendigkeit des Staates gelangt ist und wie man diese Lehre aus heutiger Sicht zu bewerten hat. Ausgehend von Kants Lehre vom obersten Prinzip der Moral und im Durchgang durch seine Analyse des moralischen Begriffs des Rechts wird gezeigt, dass Kant die Pflicht zur bürgerlichen Gesellschaft als logische Konsequenz der rechtsmoralischen Verpflichtungen jedes Menschen ansieht. Sein Argumentationsgang wird abschließend einer kritischen Prüfung unterzogen und dabei als konsistente, noch heute vorbildliche Gedankenentwicklung ausgewiesen. Vorrangig der Erschließung der Kantischen Lehre von der sittlichen Notwendigkeit des Staates gewidmet, eröffnet die Untersuchung gleichsam beiläufig auch manch überraschenden, über ihr eigentliches Thema hinausweisenden Einblick in die moral-, rechts- und staatsphilosophische Gedankenwelt Kants. So wird Kants Lehre vom Sittengesetz ebenso innovativ interpretiert wie seine Lehre vom Eigentum. Auch wird der häufig erhobene Vorwurf entkräftet, dass Kant in seiner Staatslehre eine unkritische Willfährigkeit gegenüber den zeitgenössischen politischen Machthabern kultiviert habe. Die Studie zeichnet damit in mancherlei Hinsicht ein neues, von gängigen Lesarten abweichendes Bild des Denkers Kant. Zum Autor: Michael Beyrau studierte Politikwissenschaft und Philosophie sowie Musikwissenschaft und Germanistik an den Universitäten Mannheim und Heidelberg. Er ist derzeit im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig.