Streitfall Richard Wagner
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Richard Wagner hat immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen geliefert. Mitte des 19. Jahrhunderts stritten sich Traditionalisten und Reformer über Wagners Qualität als Opernkomponist und als Dichter. Schliesslich klassifizierte man ihn als Dramatiker. Es folgten vielfältige Untersuchungen über einzelne Bühnenwerke Wagners, über Familienangehörige, über Sprache und Musik seiner Texte, über seine Stellung in der Musik- und der Literaturgeschichte, Textausgaben, Briefsammlungen und Biographien. Seit dem frühen 20. Jahrhundert setzte man sich mit dem Sinn und den Botschaften von Wagners Werken auseinander. Sozialdemokraten, Teile der evangelischen Kirche, Deutsch-Nationale, Völkische und Nationalsozialisten wollten ihn ebenso für sich vereinnahmen wie Tierschützer, Vegetarier und „real existierende Sozialisten“. Steffen Prignitz stellt in seiner Untersuchung diese Vorgänge minutiös dar und entwirft vor dem Leser ein detailliertes Bild von Aufführungen, Inszenierungskonzepten und Thesen zu Wagners Werken. Und „ganz nebenbei“ arbeitet er einen Topos der Rostocker Kulturgeschichte auf: den Mythos vom „Bayreuth des Nordens“. Hunderte Aufführungen seit 1848, zahlreiche Bücher, unter ihnen Dissertationen und andere wissenschaftliche, aber auch populäre Veröffentlichungen, viele Zeitschriftenbeiträge und ungezählte Rezensionen und andere Artikel aus den Rostocker Zeitungen dienten ihm als Material.