Der i-Umlaut im Althochdeutschen
Autori
Viac o knihe
In der vorliegenden Arbeit werden Umlautprozesse als intervokalische Assimilationen innerhalb eines prosodischen Wortes rekonstruiert, die von Vokalen in unbetonter Stellung ausgehen. Diese Vokale in Schwächeposition können auch auf Vokale in einer prominenteren Stellung – wie etwa einer betonten Stammsilbe – wirken. Darin unterscheiden sich Umlautprozesse von vokalharmonischen Prozessen. Intervokalische Koartikulation bildet die phonetische Basis für den Umlaut. Eine entscheidende phonetische Voraussetzung für die Phonemisierung der i-Umlaute im Althochdeutschen ist das Aussetzen der Koartikulationskompensation seitens der Hörer. Nach dieser kognitiven Entkoppelung von Koartikulation und Koartikulationsauslöser werden die umgelauteten Vokale von nachfolgenden Sprechergenerationen zunächst lexikalisiert, um nach der Reduktion der Koartikulationsauslöser schließlich als neue Phoneme zu erscheinen. Eine maßgebliche Rolle bei der Lexikalisierung der Umlautallophone spielt die Gebrauchsfrequenz. Umlautallophone in Wortformen mit niedriger Gebrauchsfrequenz werden noch vor ihrer Lexikalisierung durch die umlautlosen Stammvokale ersetzt. So erklärt sich unter anderem das morphologisch motiviert erscheinende Unterbleiben des Umlauts im Präteritum Optativ der rückumlautenden Verben, ohne dass dabei auf morphologische Beschränkungen zurückgegriffen werden müsste. Abschließend wird der althochdeutsche i-Umlaut im Rahmen der Optimalitätstheorie rekonstruiert. Dazu werden Markiertheitsbeschränkungen der AGREE-Familie und die lokale Selbstkonjunktion einer IDENT-Beschränkung verwendet. Diese sind teilweise nur innerhalb eines prosodischen Wortes oder Fußes aktiv, woraus sich die bekannte Verteilung von Primär- und Sekundärumlaut ergibt.