Niederländische Briefe
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Das Werk Karl Schnaases steht wie kein zweites für die Entfaltung der wissenschaftlichen Kunstgeschichte in den mittleren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts: Der beruflich als Jurist wirkende Autor, der in seiner Jugend bei Hegel, Solger und Savigny studiert hatte, erschloss mit zahlreichen Aufsätzen sowie den acht Bänden seiner Geschichte der bildenden Künste (1843-1864) die neue Disziplin in ihrer universalen Breite und überwand die vorherrschende Stilgeschichte durch die intensive Einbeziehung der kulturellen Kontexte der Werke. Bekannt wurde Schnaase bereits 1834 mit seinem Frühwerk Niederländische Briefe, das den Zeitgenossen als „Haupt- und Grundbuch“ (Karl Immermann) der jungen Kunstwissenschaft galt. Nach einer Reise durch Holland und Belgien im Revolutionsjahr 1830 schrieb Schnaase, der in Düsseldorf zu den wichtigsten Förderern der aufblühenden Malerschule zählte, eine Reihe fiktiver Briefe, die in erster Linie die Kunstdenkmäler beider Länder behandeln, zugleich jedoch profunde Überlegungen zur kulturellen Bedingtheit und zur geschichtlichen Entwicklung der Künste im allgemeinen enthalten. Die überragende Bedeutung des Buches besteht darin, dass zentrale Fragestellungen und Leitbegriffe der Kunsthistoriographie – beispielsweise der moderne architektonische Raumbegriff – hier erstmals klar umrissen wurden. Noch heute erweist sich Schnaases Frühwerk als ein in seiner unkonventionellen literarischen Gestalt höchst anregendes Buch, dessen gedankliche Tiefe von neuem entdeckt zu werden lohnt. Karl Schnaase’s body of work represents like no other the development of art history as a discipline in the mid-nineteenth century. Many essays and the eight volumes of his Geschichte der bildenden Künste (1843-1864) described the new discipline in its universal breadth and helped to overcome the prevailing history of style through an intensive study of the cultural context of artworks. Schnaase became famous for his early work Niederländische Briefe, seen by his contemporaries as a “funda-mental and major” work of the new study of art. The book’s outstanding significance lay in the fact that central issues and concepts of the historiography of art – for example the modern architectonic conception of space – were set out clearly for the first time.