Thucydides - a violent teacher?
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Das Werk des Thukydides über den Peloponnesischen Krieg hat nicht nur bis heute unsere Vorstellung von Geschichte maßgeblich geprägt, es fordert aufgrund der Komplexität seiner Darstellung auch die philologische wie historische Interpretation in besonderem Maße heraus. Neben der Konzentration der Darstellung auf die politisch-militärischen Aspekte hat dieses Werk mit der Eröffnung eines vollkommen illusionslosen, ja regelrecht naturwissenschaftlichen Blickes auf das historische Geschehen und seine Antriebskräfte Maßstäbe gesetzt, die seither kaum mehr übertroffen wurden. Angesichts der frappierenden Nüchternheit, mit der Thukydides die geschichtliche Realität als naturhaften Seinsbereich jenseits aller theologischen, ethischen oder ideologischen Verbrämung darstellt, faszinieren an diesem Geschichtsmodell die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen wie die hermeneutischen Implikationen gleichermaßen. Der vorliegende Band versucht Antworten zu finden auf die Frage, wie sich im Geschichtswerk des Thukydides das Verhältnis zwischen historischer Realität und literarischer Darstellungsweise gestaltet. Dabei werden aus verschiedenen Blickwinkeln neue Einsichten vermittelt zu der Frage, wie der Leser – der zeitgenössische des 5. Jahrhunderts v. Chr. ebenso wie der heutige – vom Autor als »gewalttätigem Lehrer« gelenkt wird. The work of Thucydides on the Peloponnesian War has not only decisively influenced our notion of history up until the present day; the complexity of his account also constitutes a particular challenge to philological and historical interpretations alike. Besides focussing on the political and military aspects, by virtue of its unpretentious, downright scientific perspective on historical events and their driving forces, this work set standards that have hardly been surpassed since. In the light of the remarkable sobriety with which Thucydides presents historical reality as a natural realm of existence beyond all theological, ethical or ideological embellishments, the history of thought and the hermeneutical implications behind this model of history are equally fascinating. This volume endeavours to explore the nature of the relation between historical reality and literary portrayal in Thucydides' historical work. New insights are provided from different perspectives on the question how the contemporary 5th-century and the present-day reader is directed by the author as a „violent teacher“.