Johann Wilhelm Ludwig Gleim und die gesellige Sammlungspraxis im 18. Jahrhundert
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Im Fokus der Studie stehen die Funktionen der vielgestaltigen Sammlungspraxis im 18. Jahrhundert am Beispiel des Sammlers und Autors Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803). Dem Dichter ist eines der bedeutendsten Archive zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts zu verdanken, das im Gleimhaus Halberstadt am historischen Ort bewahrt wird. Es umfasst eine Privatbibliothek, eine Kunstsammlung, ein Korrespondenzarchiv, diverse Konvolute an Manuskripten von zeitgenössischen Dichtern und freundschaftliche Andenken von bedeutenden Zeitgenossen. Das Herzstück bildet eine Porträtgalerie von über 100 populären zeitgenössischen Persönlichkeiten aus der Literatur- und Kulturlandschaft des 18. Jahrhunderts. Die Sammlungen Gleims werden hier erstmals als ein zusammenhängendes Ensemble untersucht. Das Buch bietet anhand einer Analyse der Teilsammlungen und der Sammlungsmotive Gleims neue Erkenntnisse zur Sammlungspraxis auf dem Gebiet der schönen Künste und Wissenschaften und weist die bedeutende Rolle privater Sammlungen als Zentren der wissenschaftlichen und geselligen Kommunikation im 18. Jahrhundert nach. Zudem bietet die Untersuchung neue Einblicke in die Frühgeschichte musealen Sammelns. Gleims Ziel war es, die Sammlungen in Form einer Bildungseinrichtung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um das Andenken an deutsche Literaten im umfassenden Kontext zu speichern und lebendig zu erhalten. Damit machte der Sammler im Prinzip bereits die Kriterien des modernen Museums geltend und nimmt als ein Archivar des kulturellen Gedächtnisses eine herausragende Rolle am Beginn der professionellen Musealisierung ein.