Franz von Stuck

Zwischen Vergötterung und Skandal, schärfster Kritik und gesellschaftlichem Aufstieg zum 'Künstlerfürsten' steht an der Schwelle zum 20. Jahrhundert der Münchner Maler Franz von Stuck (1863–1928). Seine 'Meisterwerke' präsentieren das erlesene Œuvre eines Protagonisten der Künste aus der Zeit des 'Fin de siècle'. Aus dem mit Malerei und Skulptur, Architektur und Innendekoration überreichen Schaffen Franz von Stucks hat das Münchner Museum Villa Stuck als die dafür prädestinierte Institution zum 80. Todestag des Künstlers eine Werkschau der Gemälde zusammengetragen, die die Leitideen seiner Kunst und seiner Zeit in der Fülle ihres malerischen und gedanklichen Spektrums vor Augen stellt. Stucks Figuren waren deshalb so erfolgreich, weil sie Archetypen aufnahmen, die nach den Worten des Künstlers das 'Rein-Menschliche, das Ewig-Gültige' verkörpern sollten. Diese den Ursprüngen aller Kunst entlehnten Motive bilden das zentrale Thema von Buch und Ausstellung und zeigen Franz von Stuck als einen Hauptmeister der Malerei im Zeichen des von Darwins Schriften und der heraufziehenden wissenschaftlichen Psychologie geprägten Menschenbildes. Den Irritationen, die sein Werk bei vielen Kritikern auslöste, begegnete das Publikum und die nachwachsende Künstlergeneration mit einer Begeisterung, die den Münchner Secessionisten mit seinen mythologischen und symbolistischen Themen neben die bedeutendsten Meister der Kunstgeschichte stellte. Mit seinen qualitätvollen Reproduktionen und Beiträgen von verschiedenen Fachwissenschaftlern vermag das Katalogbuch dem Bildbetrachter wie dem Leser die kritische Phase entscheidender Entwicklungen zum Menschen- und Kunstverständnis unserer Tage im Zusammenhang dieser Zeit der Umbrüche zu erschließen.