Fritz Jahr's bioethischer Imperativ
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Begriff und Konzept der Bioethik als einer akademischen Disziplin und als Tugendhaltung wurden 1927 von Fritz Jahr, einem protestantischen Theologen in Halle an der Saale, in einem Leitartikel in der Zeitschrift ‚Kosmos’ vorgestellt. In Anlehnung an Kant formuliert Jahr als bioethischen Imperativ ‚Achte jedes Lebewesen grundsätzlich als einen Selbstzweck, und behandle es nach Möglichkeit als solchen!’. Er erweitert damit den kantischen Ansatz in Reaktion auf physiologische Studien von Wilhelm Wundt und anderen und nach eigenen sozialethischen Überlegungen zu einem breiten Begriff von Bioethik. Der engere Begriff von Bioethik als Ablösung klassischer Arztethik durch partnerschaftliche Ethik in den Heilberufen wurde seit 1970 in den USA entwickelt und hat sich sehr schnell global ausgebreitet. Hans-Martin Sass skizziert das bioethische Modell von Jahr und zeichnet den verschlungenen Weg der Bioethik in Deutschland für die letzten 80 Jahre nach. Er regt an, angesichts neuerer wissenschaftlicher ökologischer Erkenntnisse den bioethischen Imperativ zu einem geoethischen auszuweiten und plädiert für terminologische Klarheit bei der Benutzung der Begriffe Bioethik, Medizinethik, Differentialethik, Angewandter Ethik und Ethik in der Praxis. Der Leitartikel von Fritz Jahr von 1927 und eine Studie zum 5. Gebot von 1930 sind im Anhang abgedruckt.