Das Gartenmotiv in der Lyrik von Emily Dickinson

„Ich muss hineingehen, denn der Nebel steigt“, sagte Emily Dickinson (1830-1886), bevor mit ihrem Tod eine der geheimnisvollsten Dichterstimmen Amerikas für immer verstummte. Gott und Natur, Tod und Zeit waren zeitlebens ihre bevorzugten Themen, die sich in ihrer Motivwelt des Gartens widerspiegeln. Larissa Mitzkat unternimmt den Versuch, sich Dickinsons bis heute umstrittener Lyrik von dieser Warte aus zu nähern. Auch wenn Dickinson als Naturdichterin gelten darf, so hat sie im Hinblick auf die europäische und amerikanische Motivtradition doch ihren eigenen Garten geschaffen. Der Gartentopos in ihrer Lyrik ist ein mehrschichtiges Motiv: Aus der augenscheinlichen Natur des Gartens wird bei Emily Dickinson eine Welt der Erscheinungen. Neben der Suche nach göttlicher Wahrheit und spiritueller Wirklichkeit steht der Garten in Dickinsons Werk auch für einen Ort der Selbstbegegnung.