Der Briefwechsel zwischen Paul Heyse und Hermann Levi
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Der Schriftsteller Paul Heyse und der Kapellmeister Hermann Levi waren zu Lebzeiten bekannte Persönlichkeiten besonders des Münchener, aber auch des überregionalen Kulturlebens. Nach ihrem Tod gerieten sie schnell in Vergessenheit, allerdings zu unrecht, erhielt doch Heyse den Literaturnobelpreis, und Levi war ein bedeutender Wagner-Dirigent, der u. a. die Uraufführung des „Parsifal“ leitete. Hier wird nun die Korrespondenz der beiden Männer verfügbar gemacht, die sich in Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek und der Milton S. Eisenhower Library, Baltimore befindet. In ihren Briefen tauschen sich Heyse und Levi über eigene Arbeiten und Werke aus, aber auch über befreundete Musiker und Schriftsteller. Der Briefwechsel ist gleichermaßen für die Literaturwissenschaft als auch für die Musikwissenschaft interessant, da er zeitgenössische Kulturthe- men schlechthin aufgreift. So berichtet Levi des öfteren von seinen Pro- jekten an der Münchener Oper, bittet Heyse bei Neuübersetzungen von Libretti um Rat oder versucht, ihm seine Position gegenüber Wagner na- hezubringen. Die Freunde unterhalten sich selbstverständlich auch über die Literatur der Zeit. Zum Beispiel versorgte Heyse Levi mit seinen neuesten Werken, Levi berichtet ausführlich von einem Besuch bei Otto Julius Bierbaum, und beide äußern sich teilnahmsvoll zum Tod Kellers und besprechen sich hinsichtlich der Herausgabe seines literarischen Nachlasses. Das heikle Thema „Wagner“ führte beinahe zum Bruch der langjährigen Freundschaft zwischen Heyse und Levi und wird daher ab einem be- stimmten Zeitpunkt eher gemieden oder nur gestreift. Diese „schwarze Stelle“ zwischen den Briefpartnern und auch andere kulturhistorisch re- levante Punkte der Korrespondenz behandelt das vorliegende Buch in eigenen Kapiteln der Einleitung und im ausführlichen Sachkommentar. Vor allem von Levi bietet sich ein deutliches Porträt seiner Persönlichkeit und seiner Entwicklung vom enthusiastischen Brahms-Anhänger zum Wagnerianer bis hin zu seiner Alterstätigkeit als Übersetzer und Heraus- geber. Heyses Persönlichkeit muß erst zwischen den Zeilen der Konvention he- rausgelesen werden, ist aber dann nicht weniger deutlich. Neuem ge- genüber zeigte er sich eher skeptisch und ablehnend, wie beispielswei- se in Bezug auf Wagner, aber auch die naturalistischen Strömungen der Literatur. Dennoch verhielt er sich hier stets nobel, indem er Levi ge- genüber die Freundschaft und Treue aufrecht erhielt oder auch natura- listische Schriftsteller nach seinem Vermögen förderte. Nicht zuletzt ist der Briefwechsel die Dokumentation einer engen und herzlichen Freundschaft.