Antisemitismus im Lichte der modernen Vorurteilsforschung
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Viac o knihe
Die vorliegende Arbeit verknüpft aus theoretischer wie empirischer Perspektive das Forschungsfeld Antisemitismus mit Konzepten und Methoden der modernen Vorurteilsforschung. Hintergrund ist die Annahme, dass der Wahrnehmung individueller und gesellschaftspolitischer Kommunikationsstandards eine wichtige Moderatorfunktion bei der Aufrechterhaltung latenter antisemitischer Einstellungen zukommt. Ziel der experimentellen Studie im between-subjects-Design ist die Analyse der Internalisierung bzw. der Latenz antisemitischer Einstellungen mit Hilfe des Implicit Association Test (IAT). Im Ergebnis zeigen sich bedeutsame Zusammenhänge zwischen klassischen antisemitischen Einstellungen und den neuen expliziten, aber moderneren und subtileren Formen von Antisemitismus. Der sekundäre Antisemitismus, die harte Israelkritik und der auf Juden bezogene „subtle prejudice“ erfahren teilweise deutlichere Zustimmung als manifester bzw. klassischer Antisemitismus. Explizite Einstellungen gegenüber Juden sind nach wie vor in autoritären Einstellungsmustern verhaftet und erscheinen deshalb gegenüber kurzfristigen Änderungs- bzw. Einflussversuchen relativ resistent. Daraus ist zu schlussfolgern, dass der Fortbestand antisemitischer Einstellungen nicht allein auf Effekten der sozialen Erwünschtheit bzw. der Kommunikationsvermeidung beruht.