Eugenie Marlitt - Bürgerliche, Christin, Liberale, Autorin

Viel ist über diese Autorin bereits geschrieben worden. Die Wertungen streuen von der „saccharinsüssen Kitschtante“ bis hin zur „grossartigen Erzählerin “. - Gemeint ist Christiane Friedericke Henriette Eugenie John aus dem thüringischen Arnstadt, die unter dem Pseudonym E. Marlitt im Jahr 1865 in die literarische Welt hinaustrat, um die Herzen der Leserinnen und Leser im Sturm zu erobern. Doch nur wenige Jahre nach ihrem Tod 1887 spaltet sie sowohl die Leserschaft als auch die Kritiker in enthusiastische Freunde und erbitterte Gegner. Die Schrift versucht nachzuvollziehen, welche Ursachen zum Aufstieg dieser Autorin führten, deren Werke unmittelbar nach ihrem ersten Erscheinen in der „Gartenlaube“ in sehr vielen Übersetzungen veröffentlicht, für die Bühne bearbeitet und in Massenauflagen für den deutschen Buchmarkt vorbereitet wurden. Die Marlitt wird in dieser Arbeit nicht als singuläre Erscheinung oder Phänomen im Literaturbetrieb der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet, sondern sowohl in ihrer beinahe symbiotisch zu nennenden Beziehung zu E. Keils „Gartenlaube“ als auch im Kontext der bürgerlich-realistischen Literatur dieses Zeitraumes gesehen. Eine besondere Untersuchung erfährt in diesem Rahmen ihr wohl bekanntester Roman: „Das Geheimnis der alten Mamsell“ ( 1867 ). Dieser ist ebenso wenig ein Liebesroman wie alle anderen Marlitt - Romane auch. Die Liebe stellt sich erst zum Happy End für die Heldin ein; davor ist ihr Leben ein existenzieller Kampf gegen Bigotterie, Standesdünkel, Missgunst und abgrundtiefe Dummheit.