Stimmlicher Ausdruck in der Alltagskommunikation
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Viac o knihe
In der Alltagskommunikation ist es häufig wichtiger, wie etwas gesagt wird, als was gesagt wird. Ein semantisch neutraler Satz kann durch die Art der Satzmelodie eine positive oder negative Bedeutung erhalten. Im Falle ironischer Äußerungen kann überhaupt erst durch den Widerspruch zwischen wörtlichem Inhalt und Sprechausdruck die Ironie hervortreten. Sprecher haben vielfältige Möglichkeiten, ihren Sprechausdruck bewusst oder unbewusst zu gestalten und damit ihre persönlichen Einstellungen, Haltungen und Emotionen deutlich werden zu lassen. Den meisten Menschen fällt es leichter, Gefühle oder Einstellungen durch die Stimme oder in der Sprechweise auszudrücken, als sie in Worte zu fassen. Diese non-verbale Art der sprachlichen Kommunikation ist zudem effektiver, weil sie die ursprünglichere ist. Schon bevor der Mensch eine voll entwickelte Sprachfähigkeit besaß, konnte er durch Affektlaute und Warnschreie die für das Überleben notwendigen Formen der Kommunikation realisieren. Diese bilden vermutlich -- zusammen mit der Fähigkeit zur gleichmäßigen Einteilung des Zeitkontinuums durch den Taktus -- den gemeinsamen Ursprung von Sprache und Musik. Da der zuhörende Kommunikationspartner einen aktiven Verarbeitungsprozess durchläuft, bei dem dem Inhalt des Gesagten erst durch eine Bewertung der Sprechweise die endgültige Bedeutung zugeordnet wird, können feine Nuancen im Sprechausdruck dem aufmerksamen Zuhörer eine Fülle von Informationen vermitteln, für die auf der linguistischen Ebene keine präzise Kodierung möglich ist oder ein Vielfaches an Zeichen notwendig wäre. Verschiedene lautsprachliche Aspekte der Ausdrucksfunktion, die auf die Kommunikationspartner wirken und so das sprachliche und nichtsprachliche Handeln beeinflussen bzw. steuern, werden in dem vorliegenden Band behandelt.