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Astrologie und Öffentlichkeit im Mittelalter

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Die Darstellung beschäftigt sich mit mittelalterlicher Astrologie im Kontext internationaler und höfischer Öffentlichkeit. Anhand dieser beiden Untersuchungsbereiche ist es möglich, die geschichtsrelevante Wirkmächtigkeit der funktional im allgemeinen zwischen den Polen Alltagsbegleitung, Publikumssensation und Geheimwissenschaft oszillierenden Sterndeutung konkret zu analysieren und Faktoren ihrer öffentlichen Kommunikation vor und seit der Erfindung des Buchdrucks offenzulegen. Im ersten Teil wird in Aufnahme der von Ernst Voltmer formulierten Frage, wie und warum Prophetien ihren Weg aus den Handschriften in eine breitere Öffentlichkeit finden, eine der folgenreichsten astrologischen Vorhersagen überhaupt untersucht, die unter der Bezeichnung Toledobrief berühmt wurde und im späten 12. Jahrhundert eine buchstäblich weltweite Resonanz erfuhr. In der Folgezeit wurde dieses ursprünglich auf 1186 ausgerichtete Vatizinium bis ins frühe 16. Jahrhundert hinein häufig modifiziert und umdatiert und versetzte dadurch weite Bevölkerungskreise immer wieder in Angst und Schrecken. Die spannende Geschichte des Toledobriefs, die hier gegenüber der einschlägigen Pionierarbeit von Hermann Grauert mit zahlreichen neuen Aspekten auf einer ungleich breiteren Quellengrundlage behandelt wird, mündet, von der Forschung bislang weitgehend verkannt, in die sogenannte europäische Sintflutdebatte ein, welche von Astrologen geschürt wurde, die eine neue Sintflut im Jahr 1524 prophezeiten. Zu den Propagandisten, Hintergründen und Folgen dieser Panik wird ebenfalls eine Vielzahl neuer Ergebnisse präsentiert. Im zweiten Teil der Untersuchung wird das bislang von der deutschen Mediävistik völlig vernachlässigte Thema der Hofastrologen zum ersten Mal überhaupt in vergleichendem kulturhistorischem Ansatz über das engere Untersuchungsgebiet des Reiches hinausgehend behandelt. Chronologisch spannt sich hier der Bogen von der Astrologie in islamischen Reichen des frühen Mittelalters über die Pionierrolle der Grafen von Blois-Champagne bei der Rezeption der Astrologie auf höfischer Ebene im 12. Jahrhundert bis hin zu den , Stars' der Astrologenszene im ausgehenden Mittelalter, wie Johannes Lichtenberger oder Hans Virdung von Haßfurt. Unter anderem wird auch erstmals ein Hofastrologe Kaiser Ludwigs des Bayern vorgestellt. In den städtischen Kommunikationszentren bestand (erst recht seit der Erfindung des Buchdrucks) für die Menschen im Mittelalter die größte Chance, mit Astrologie konfrontiert zu werden. Dem Problem, auf welche Weise und in welchem Ausmaß neben Individuen oder bestimmten Gruppen wenigstens intentionell auch die Stadtöffentlichkeit von astrologischer Zukunftsdeutung angesprochen oder tangiert wurde, wird in beiden Hauptteilen besondere Aufmerksamkeit zuteil. Das ausführliche Register berücksichtigt Personen, Orte und Sachen.

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2005

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