Jean-Jacques Rousseaus Konzeption der "Sophie"
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Im fünften Buch seiner berühmten Erziehungsschrift „Emile oder Über die Erziehung“ führt Rousseau seinem Zögling Emile die passende Gattin zu. Von der Figur der Sophie ist seinerzeit eine nachhaltige Wirkung auf die pädagogischen Diskurse und die Entwürfe einer spezifischen Mädchenerziehung ausgegangen. Sophie wurde zur Leitfigur der modernen Frau. Ihre Attraktivität besonders für die weibliche Leserschaft verdankte sich nicht zuletzt dem neuartigen Ideal von Weiblichkeit, Mütterlichkeit und Erotik. In der jüngeren Rezeption von Rousseaus „Emile“ fand Sophie hingegen kaum Beachtung. Erst die feministisch orientierte Rousseau-Forschung nahm seit den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts diese Thematik wieder auf. Der Klassiker Rousseau ging aus dieser Diskussion nicht unbeschadet hervor, da nunmehr die vermeintliche Frauenfeindlichkeit seiner Erziehungskonzeption und seines Frauenbildes betont wurden. In den etablierten erziehungswissenschaftlichen Fachdiskursen aber wurde und wird die feministische „Repressionshypothese“ eher marginalisiert. Die Studie analysiert in kritischer Absicht die unterschiedlichen Positionen. Die bisherige Aufarbeitung der Mädchenerziehung im Kontext einer „naturgemäßen Erziehung“ erweist sich dabei insgesamt als unzureichend. Nach streng hermeneutischer Methode wird deshalb die Bedeutung der Sophie in der Erziehungskonzeption Rousseaus entwickelt und interpretiert. Unter Einbeziehung des weniger bekannten Fortsetzungsfragments „Emile und Sophie oder Die Einsamen“ wird damit die Frage nach der Systematik des Rousseauschen Denkens erneut aufgeworfen. Im Anhang enthält die Untersuchung zwei bislang entlegen publizierte zeitgenössische Quellen zu Rousseaus Skizzen einer Weiterführung seines Plans einer naturgemäßen Erziehung. Zum Abschluss des „hermeneutischen Projekts“ werden diese Dokumente in deutscher Übersetzung vorgestellt und kommentiert. Das Buch versteht sich sowohl als Beitrag zur erziehungswissenschaftlichen Rousseau-Forschung als auch - besonders für Studierende der Erziehungswissenschaft - als Einführung in die Auslegung der Texte klassischer pädagogischer Autoren.