Lexikon der klassischen Irrtümer

Tee schmeckt ohne Wasser noch besser Im 17. Jahrhundert wurde der Tee (aus China kommend) in England eingeführt. Der lange Weg über den Atlantik in die amerikanischen Kolonien aber führte zunächst zu Mißverständnissen: viele amerikanische Hausfrauen schütteten das Wasser nach dem Kochen weg - und servierten die Teeblätter in Zucker und Sirup. U-Bahn Tägliches U-Bahn-Fahren bringt empfindlichen Menschen den Tod Als Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals erwogen wurde, die Verkehrsinfrastruktur der Stadt New York durch eine U-Bahn zu verbessern, brachte die New York Illustrated News die harte Gegenreaktion der Öffentlichkeit folgendermaßen auf den Punkt: „Einige der Vorschläge zur Entlastung des Broadways müssen von einem Sonterkomitee von Verrückten. ausgegangen sein, so wild und überspannt sind sie. Einer schlägt ganz nüchtern vor, eine Untergrundbahn in einem Tunnel unter der Straße zu bauen mit spiralförmigen Zugangstunnels an den Straßenecken. Er rechnet nicht damit, daß Gas-, Wasser- und Kanalisationsröhren denRaum unter der Straße besetzen. Er bedenkt nicht, wie begrenzt und unangenehm der Luftvorrat in einem solchen Loch sein muß bei den von den vorerwähnten Leitungen ausgehenden Gerüchen. Die Tatsache, daß die Feuchtigkeit der Luft unseren rheumatischen Bürgern für eine Stunde Fahrt nach Hause wenig zuträglich ist, kommt ihm nicht in den Sinn. Und wenn auch der einzelne sich dann außerhalb der Gefahren des Straßenverkehrs befindet, so denkt der Vorschlagende nicht daran, daß das tägliche Verweilen dort unten viele Menschen von zarter Gesundheit überhaupt aus der Bahn des Lebens hinausbefördern wird.“ 50 Jahre später, im Jahre 1904, wurde die New Yorker U-Bahn fertiggestellt. Dreigroschenoper ein absolutes Nichts Der Dramatiker Bertolt Brecht hatte seinen ganz großen Durchbruch mit der Dreigroschenoper (Musik: Kurt Weill), die am 31. August 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt wurde. Weltweit ist dieses „Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern“ seither Brechts erfolgreichstes Werk. Doch der Kritiker der Neuen Preußischen Kreuz-Zeitung verstand die Zeichen der Zeit irgendwie nicht: „Das Ganze ließe sich am besten als eine literarische Leichenschändung bezeichnen, an der das einzig Bemerkenswerte wäre, die Nichtigkeit des Objekts, an welcher sie vollzogen wurde, und die schon kaum noch mit dem gelinden Wort Naivität zu umschreibende Ahnungslosigkeit, mit welcher die Direktion Ernst Josef Albricht sich einbildet, mit solchem absoluten Nichts ein Theaterprogramm auffüllen zu können. Leuten, die an chronischer Schlaflosigkeit leiden, empfehle ich zur Zeit dringend einen Besuch des Theaters am Schiffbauerdamm.“