Weder Huren noch Unterworfene

Am 4. Oktober 2002 wurde die 17-jährige Sohanne Benziane im Keller eines Vorstadtviertels bei Paris mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt. Proteste ließen zunächst auf sich warten. Doch dann machten die jungen Frauen und Mädchen aus den unterprivilegierten Großstadtsiedlungen selbst mobil und gründeten die Bewegung „NPNS – Ni putes ni soumises“ (Weder Huren noch Unterworfene). Ähnlich wie in deutschen Großstädten sind in Frankreich jährlich Tausende junger Frauen sexueller, gesellschaftlicher und persönlicher Unterdrückung und Gewalt ausgesetzt. Nachdem Samira Bellil mit ihrem Bericht „Durch die Hölle der Gewalt“ (Pendo) erstmals auf die Situation junger Muslimas in den französischen Vorstädten aufmerksam machte, liefert Fadela Amara mit „Weder Huren noch Unterworfene“ nun eine überzeugende Analyse und weist auf Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten hin. Die Mitgründerin der Organisation NPNS ermutigt Frauen und auch Männer jeglicher Herkunft und jeglichen religiösen Bekenntnisses dazu, gegen Gettoisierung, Diskriminierung bzw. Gewalt und gleichzeitig für Gleichheit, die eigenen Rechte und Freiheit öffentlich aufzutreten. Das mit Begeisterung und Wut geschriebene Buch der französisch-algerischen Autorin und Aktivistin provoziert und deckt auf, bleibt dabei jedoch nicht in der Bitterkeit stecken, sondern zeigt neben vielen verpassten Chancen auch Wege in eine hoffnungsvollere Zukunft. Das Buch „Ni putes ni soumises“ wurde in Frankreich bisher 30.000 mal verkauft und erhielt 2004 den > Prix du Livre Politique< der französischen Nationalversammlung. Es wird zurzeit ins Englische, Spanische, Portugiesische, Niederländische und Schwedische übersetzt.