Feudalismus in den Artusepopöen Hartmanns von Aue?
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Viac o knihe
Im Zentrum steht die kontrovers geführte Debatte, wie das Verhältnis von ästhetischer und historischer Wahrheit auf Seiten der Literaturproduktion grundsätzlich zu begreifen ist. Mit immanenter Erkenntniskritik tritt die Studie u. a. den in der altgermanistischen Diskussion vorgefundenen Verkürzungen eines Entweder-Oder von Kunstautonomie versus sozialgeschichtlichem Determinismus entgegen. Für die Altgermanistik selbst ist spätestens seit dem 42. Deutschen Historikertag eine Befragung ihrer eigenen fachwissenschaftlichen Grundlagen auf Traditionsbestände der NS-Wissenschaft unabdingbar. Deshalb wird eine solche Rekonstruktion entlang einer ideologiekritischen Auseinandersetzung mit den Schriften Otto Brunners (1898-1982) geführt. Dessen Gesellschafts- und Geschichtstheorie gilt bis heute als affirmativer Bezugspunkt einer sozialgeschichtlich angeleiteten Mittelalter-Forschung, wo doch gemeinhin „Verstrickung“ genannte Beziehungen zum nationalsozialistischen Wissenschaftsbetrieb nicht zu übersehen sind. An den Werken „Erec“ und „Iwein“ Hartmanns von Aue und ihren Interpretationen zeigt die Arbeit gegen die gängigen Interpretamente von Grundherrschaft, Ganzem Haus und Fehde, wie der Fiktionalitätsgehalt überhaupt zu bestimmen wäre und ein kritischer Begriff von Feudalismus den konkreten Zugang zur mittelalterlichen Literatur eröffnen könnte, ohne sie zum bloßen Dokument von Sozialgeschichte abzustempeln.