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Zwischen Geschichte und Mythos: la guerre de 1870/71 en chansons

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Viac o knihe

Im 19. Jahrhundert, einem Jahrhundert verschärfter Nationalismen, spielt sich der deutsch-französische Krieg von 1870/71 nicht nur auf dem Schlachtfeld ab; er ist auch ein ausschlaggebender Moment der Gründung bzw. Besinnung auf die nationale Identität in Deutschland und Frankreich. Dem Zweck der Bildung einer Nationalidentität dient in gleichem Maße dies- und jenseits des Rheins die beliebte Populärgattung Lied bzw. chanson. Ein binationales Korpus von insgesamt 360 Liedtexten zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 bildet den Ausgangspunkt zur Untersuchung der kriegsbezogenen Argumente in Liedern und chansons. In diesen Liedtexten ist die Nation des Nachbarn = Gegners = Feindes das Wahrnehmungskonstrukt der eigenen patriotischen Interessen und nationalen Identität. Lieder und chansons sind als „kämpferisches Identifikationsmittel“ imstande, die unterschiedlichen Widerspiegelungen deutscher und französischer Nationalmythen zu reaktivieren bzw. neu zu erfinden: es werden im Rückgriff auf mythenträchtige Motive früherer Epochen hier Wilhelm als der neue Barbarossa und dort Jeanne d’Arc und die Helden der Revolution genannt; deutsches „Gottesvolk“ und französisches „Volk in Waffen“, „Kaisertum“ und „Republik“, deutscher Nationalmythos im Zeichen der Männlichkeit und französischer Nationalmythos im Bild der Weiblichkeit bilden die wichtigsten Stränge der kontrastiven Darstellung ideologischer Gegenbilder. Die verschiedenen Komponenten des sich jeweils gestaltenden nationalen Gründungsmythos richten sich gegen eine ausgeprägte Wahrnehmung des Feindes, die einerseits Frankreich mit dem Bösen am Beispiel Napoleons III. und des sündhaften Paris und andererseits Deutschland mit der Barbarei gleichsetzt.

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2004

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