Moschus im Tintenfaß
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Viac o knihe
„Ex oriente lux“ galt für die Parfumherstellung bis in das neunzehnte Jahrhundert hinein. Seitdem ersetzen synthetische Aromen zunehmend ihre natürlichen, aus Asien importierten Vorbilder. Geblieben sind Wahrnehmungsweisen, die sich bereits im Vorderen Orient über Jahrhunderte hinweg ausgeprägt hatten. Auch in der urbanen Kultur des islamischen Mittelalters diente der Geruch der sozialen Stratifikation, war ein Ausdrucksmittel für Sinnlichkeit und Transzendenz. Aus den nüchtern und sachlich gehaltenenen Rezepturen arabischer Drogisten und Ärzte ergibt sich ein klares Bild der Zutaten und Herstellungsprozesse. Seit der Antike bekannt, wurden diese kaum verändert. Auch der durch alchemistische Experiemente bekannte Alkohol wurde in der islamischen Parfumerie nicht eingesetzt. Neu dagegen war die Verwendung des Moschus, der durch seine Erwähnung im Koran eine herausragende Stellung unter den Aromen einnehmen sollte. Wie auch der ebenfalls erwähnte Kampfer wurde er aus Südostasien bezogen, ebenso wie Sandelholz, Safran und Gewürznelken. Die in Persien beheimatete Rose und der südarabische Weihrauch dagegen spielten längst keine so große Rolle wie in der heutigen Vorstellung von „orientalischen“ Düften. Wie bei Indern und Chinesen, so war auch hier offenbar für die Wertschätzung eines Aromas seine Kostbarkeit und Exotik eine unabdingbare Voraussetzung. Die Grammatik der stillen, so klaren Sprache des Duftes wird hier skizziert, denn: „Verloren sind Verdienst und Kraft, wenn sie verborgen bleiben; Rauchwerk riecht im Feuer nur, den Moschus muß man reiben.“ Sa'di, Gulistan