Kindheitsparadies
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Viac o knihe
'Geliebte kleine Stadt! Mögen andere Dich ein langweiliges Nest, einen belanglosen Marktflecken, ein weltverlorenes ›Kaff‹ nennen: Für mich bist und bleibst Du meine geliebte kleine Stadt, die traulichste der Welt. Denn in Deiner Geborgenheit lernte ich sehen und hören, sprechen und fühlen, setzte, sorglich geleitet und behütet, zum ersten Mal Fuß vor Fuß und lernte aufrecht gehen, manchmal mit einem durch die Arme gezogenen Stock im Rücken.' So beginnt Gisela Schröder ihre Kindheitserinnerungen. Lebendig und liebevoll beschreibt sie die kleine Welt ihres Paradieses Wilsdruff, erzählt von Familienfesten, der 'großen Wäsche', den Steckenpferden, schildert die unterschiedliche Verwandtschaft, den ersten Schultag, das Weihnachtsfest mit all den geheimnisvollen Vorbereitungen, aber auch die Schatten, die der Nationalsozialismus auf diese Idylle wirft. Als sie zum Puppenmuttertag ihre dunkelhäutige Puppe mit in die Schule bringt, ermahnt sie ihr Lehrer: '›Du bist ein deutsches Mädchen. Wie kannst du nur mit Negerpuppen spielen. Die gehören nach Afrika, zu den Wilden, zu den Heiden!‹ – ›Nein‹, schrie ich, ›nein! Meine Muschi ist keine Wilde und keine Heidin. Sie glaubt doch an den lieben Gott!‹ Schluchzend schloß ich sie in meine Arme und verließ das Zimmer.' Eindringlich und anschaulich zeigt sie, wie der Nationalsozialismus in Stadt und Schule Einzug hält und weist nach, wie unschuldige Kinder Schritt für Schritt zu begeisterten Kämpfern für 'Deutschlands Ruhm und Größe' erzogen wurden.