Über die Galgenlieder Christian Morgensterns
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Viac o knihe
Wenn Lattenzäunen der Zwischenraum genommen wird, Gäule vor der Tür eines Professorenhaushalts stehen, der Nachtgesang eines Fisches den Leser verstört, wendet sich die Literaturwissenschaft meist schnell ab. Christian Morgensterns Galgenlieder galten seit ihrem Erscheinen 1905 der Kritik als „höherer Blödsinn“ – geändert hat sich daran bis heute wenig. „Dem Kind im Leser“ widmet Anthony T. Wilson seine umfassende Studie zu einer besonderen Lyrik, die sich in ihrer Phantastik allzu erwachsenen Menschen bis heute verschließt. Über die Galgenlieder Christian Morgensterns zu schreiben hat zum Ziel, den poetisch und poetologisch herausragenden Rang der Gedichte als Vorläufer der literarischen Moderne nachzuweisen. Morgenstern als Wiederentdecker barocker Spielformen besinnt sich auf das Sprachmaterial; es führt ihn zu sprachexperimentellen Verfahren, in denen sich Nietzsches Sprachkritik spiegelt. Das dabei stets Sinnvolle der von Spielfreude und Lust an der Sprache gekennzeichneten Gedichte wird in neuen Interpretationen aufgezeigt, belegt u. a. durch Verweise auf zahlreiche unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass des Dichters. Dem Gegenstand der Untersuchung angemessen verständlich und unterhaltsam geschrieben, führt die vorliegende Betrachtung einer dunklen, nur scheinbar unsinnigen Welt zu überraschenden Sichtweisen.