Was in der Geschichte nicht aufgeht
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Martin Scharfe zu Ehren und zu seinem 65. Geburtstag veranstaltete das Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg am 8. Juni 2001 ein Symposion mit dem Thema: „Was in der Geschichte nicht aufgeht. Interdisziplinäre Aspekte und Grenzüberschreitungen in der Kulturwissenschaft Volkskunde.“ Am Anfang steht die Laudatio auf Martin Scharfe: „Mit Bildern denken“. Helge Gerndt, Institut für Volkskunde, München, würdigt den Jubilar gleichsam mit einer Bilderreise durch den Kosmos des Scharfeschen Schaffens. Christine Burckhardt-Seebass, Institut für Volkskunde, Basel, greift ein Thema des Jubilars auf: „Schlange oder Schlangenhaut. Zum volkskundlichen Umgang mit der longue durée.“ Utz Jeggle, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Tübingen, thematisiert delikate Freuden zugleich als Wünsche für den Jubilar: „Blick ins Paradies. Sexualität im Alter.“ Konrad Köstlin, Institut für Europäische Ethnologie, Wien, handelt über alltägliche Konstruktionen von Mikrokosmen, in denen alles sich runden und aufgehen muß: „Alles geht auf: Die Logik des kleinen Kosmos.“ Gernot Böhme, Institut für Philosophie, Darmstadt, hat auf dem Symposion aus der Sicht der Neuen Phänomenologie zur Frage: „Gibt es ein Wesen des Menschen?“ gesprochen. Als Beitrag für den Tagungsband hat er nun ein anderes Thema gewählt: „Das große Ereignis: das Grammophon. Victor Klemperers Tagebücher als Quelle der Technikgeschichte.“ In sieben Beiträgen haben Marburger Schülerinnen und Schüler Martin Scharfes das Thema des Symposions variiert: „Was in die Geschichte nicht eingeht. Unscheinbares am Wegesrand.“ Das ist ganz wörtlich zu nehmen: Es geht um Gegenstände, die aufzufinden sind oder aufzufinden waren auf dem Weg, den Martin Scharfe von seinem Wohnort Moischt zum Institut in der Marburger Biegenstraße zurücklegt, und die in den Routinen des Alltags meistens unscheinbar bleiben: Regina Klein entdeckt einen „heimlichen Sehschlitz“; Simone Tavenrath gibt eine „Doppeleinschußwarnung“; Sabine Manke beobachtet eine „Tasse im Straßengraben“; Kathrin Bonacker trifft auf „Die Runde am Gehweg“; Sonja Windmüller nähert sich einem „Ab-Ort“; Claus-Marco Dieterich findet einen Code auf dem Boden: „An/Aus“; Frank Kohl entdeckt, daß „Gott spricht“. In dem Beitrag „Auf den ersten Blick“ berichtet Harm-Peer Zimmermann, Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, Marburg, „Über einen romantischen Moment des Verstehens“. Es geht um Augenblicke grenzüberschreitender Wahrnehmung, zumal in der Liebe. Der Schlußbeitrag ist dem Jubilar Martin Scharfe vorbehalten. Es geht um einen Mann, dem und an dem, indem er aufsteigt, etwas aufgeht: „Valentin Stanig besteigt den Watzmann, 1800. Fallstudie zu einer kulturellen Szene.“