Identität und kulturelle Vielfalt
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Viac o knihe
Mit seinen beiden bekannten Romanen Hiob (1930) und Radetzkymarsch (1932) kehrte der österreichische Autor Joseph Roth (1894-1939) dem damaligen Europa den Rücken und flüchtete in eine Welt, die nicht mehr existierte: die verlorengegangene Habsburger Monarchie. Er kam aus dem ostjüdischen Schtetl Brody an der Ostgrenze der Monarchie, und er lässt er in seinen Büchern seine Heimat wieder aufleben. Die Untersuchung von akustischen Metaphern und Klangelementen in Roths Texten zeigt die multikulturelle k. u. k. Gesellschaft mit ihren interessanten Gruppenstrukturen auf. „Die vielen Stimmen in denen die Heimat sang und redete“ heben das Besondere des Landes hervor, charakterisieren sowohl die Natur als auch Einzelindividuen und Volksgruppen. Klangliche Erkennungsmerkmale beleben die ostjüdische Welt sowie die übernationale habsburgische Kaisermacht und weisen auch auf Spannungen hin: Mollgestimmte Töne erklären Roths Unfähigkeit, die Gegenwart zu akzeptieren. Takt, Rhythmus, Klänge und Töne in Joseph Roths Werk hervorzuheben, bedeutet nicht zuletzt, eine bessere Einsicht und Einfühlung in die mitteleuropäische Gesellschaft der 1920er und 1930er Jahre zu gewinnen. Die Textbeiträge Roths wie auch seine aktuellen, zeitkritischen Romane der 1920er Jahre vermitteln den Pulsschlag jener Zeit. Die mit Klangeigenschaften angereicherte, einprägsame Bildersprache von Joseph Roth eröffnet dem Leser einen zusätzlichen, emotionalen Zugang in die von ihm geschilderte Welt. Die vorliegende Untersuchung ist die erste Gesamtdarstellung zum Thema Musik bei Joseph Roth, sie umfasst das dichterische und das journalistische Werk. Die Arbeit liefert einen Beitrag zur Frage der Imagologie der betroffenen ethnischen Gruppen in den letzten Jahren der Habsburger Monarchie. Darüberhinaus zeigt diese musikbezogene Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk, dass die bis jetzt wenig beachteten akustisch-klanglichen Elemente in Roths Texten eine bedeutende Rolle spielen. Sie vertiefen nicht nur den Textgehalt, sondern ergänzen die Sprach- und Bildebene zu Kunstwerken im Kleinen.