Kindheit und Adoleszenz in den deutschen Parzival- und Lancelot-Romanen

Werk- und stoffübergreifende Funktion der Kindheitsdarstellung in den deutschen Parzival- und Lancelot-Romanen bis ins 15. Jh. ist die vorausweisende Bezogenheit auf das Leben des erwachsenen Helden durch Charakterisierung und Erziehung des Kindes. Die Untersuchung zeigt, dass es zwei Typen von Kindheitsgestaltung gibt, den Typus des auf die Welt perfekt vorbereiteten und den des unerfahren ausziehenden Helden. Kindheitsgeschichten von Nebenfiguren verweisen auf ihre Beziehung zum Protagonisten. Es wird gezeigt, dass es vier verschiedene Gestaltungsformen von Kinderminne gibt. Das Buch untersucht ein literarisches Thema von anthropologischer Relevanz, das bisher zu pauschal oder punktuell erforscht wurde. Es erreicht seine Ergebnisse zur epischen Funktion des Kindheitsmotivs durch detaillierte Interpretationen von Kindheitsgeschichten in bedeutenden Romanen der höfischen Epoche und gelangt durch systematische Vergleiche zu fundierten Aussagen über Konstanten und Differenzen in der Kindheitsgestaltung. Zum ersten Mal werden dabei die Kindheitsgeschichten auch von Nebenfiguren untersucht. Durch die Analyse der literarischen Rezeption der diskutierten Werke wird die Funktionsveränderung des Kindheitsmotivs im späten Mittelalter ergründet. Die Adaption des Kindheitsthemas durch Ulrich Füetrer wird dabei erstmals erforscht. Neu ist ferner die Untersuchung der sog. 'Kinderminne' in ihren verschiedenen Formen