Es gab auch Gerechte
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Viac o knihe
Aus dem Vorwort von Mordecai Paldiel: Der Weg der Gerechten, da liegt er vor uns: Er öffnet sich den Besuchern von Yad Vashem. Man nennt diesen Weg „Die Allee der Gerechten unter den Völkern“. Entlang dem „Hügel der Erinnerung“, einem der vielen Hügel in Jerusalem, erstreckt sich die „Allee der Gerechten“, zu beiden Seiten von mehreren Baumreihen umgrenzt. Sie öffnet uns einen weiten Horizont, einen großartigen Blick. Besucherinnen und Besucher sind vielleicht erstaunt, hatten sie doch wohl geglaubt, sogleich mit der Wirklichkeit der Todeslager konfrontiert zu werden, hinabzusteigen in die Hölle des Schreckens. Stattdessen ist der erste Anblick tiefes Grün, Bäume, schöne, starke Bäume. Es sind symbolische Bäume, denn jeder von ihnen soll daran erinnern, dass das Wichtigste im Leben ist, Mensch zu sein. Am Fuß jeden Baumes findet sich auf einem Schild ein Name von Frauen und Männern, Laien oder Geistlichen, Polen, Holländern, Belgiern, Franzosen und anderen. Namen, die ohne dieses Schildchen unbekannt geblieben wären. Und dieser Name ist der eines Nichtjuden, der eines Tages auf den Anruf Gottes und seines Menschenbruders gehört hatte; denn nach Jesaja (56:3-5) werden Menschen aller Völker, die Gott dienen, auch einen ewigen Platz in Jerusalem haben. Und wenn einem der Name nicht genügt, wenn man etwas über den Menschen wissen möchte und vielleicht einen Blick in seine Akte tut, dann kann man ergreifende Motivationen für die Taten finden, wie z. B. die folgende: „Ich habe getan, was ich musste während des Krieges, weil mein Gewissen mir befahl, so zu handeln. Es war nicht nur, um den Verfolgten zu helfen, sondern weil, wenn ich es nicht getan hätte, meine geistige Freiheit gelitten hätte. Ich musste es für mich tun, um frei zu sein. - Elisabeth Nancy Van Steenhoven-Spander, Niederlande“ Der Holocaust war ein staatlich dirigiertes Mordunternehmen, ausgeführt von Uniformierten, von organisierten Gruppen unter Massenpsychose und dem Gruppenwahnsinn verfallen. Ihnen gegenüber standen jene, die retteten, in eigener Verantwortung handelten als sittlich hochstehende Einzelwesen; ihr Handeln entsprang der persönlichen Überzeugung, nicht der einer Gruppe; einfach als Verpflichtung gegenüber denen in Not. Sie handelten nicht unter dem Einfluss der Gesellschaft, sondern im Gegensatz zu ihr. Sie konnten nicht die gut geölte Nazi-Mordmaschinerie aus den Gleisen werfen, sie konnten nur einen Bruchteil der Todgeweihten retten. Yad Vashem, Israels nationale Holocaust-Gedenkstätte, entwickelte ein Programm, Nichtjuden zu finden und zu ehren, die ihr Leben einsetzten, um Jüdinnen und Juden vor den Deutschen und ihren Handlangern zu retten. Bis zum heutigen Tage wurden mehr als 16.000 Männer und Frauen ausgezeichnet. Sie stammen aus fast allen europäischen Ländern, Menschen aus allen Lebensbereichen, Gebildete und einfache, schlichte Handwerker und Arbeiter, Geistliche und Laien - alle wurden sie ausgezeichnet mit dem Titel „Gerechter unter den Nationen“, die höchste Ehrung in der israelischen Tradition, mit der Nichtjuden ausgezeichnet werden können, die durch ihre Taten das allgemeine Prinzip von Gerechtigkeit und Moral verteidigt haben. Im folgenden soll gezeigt werden, dass der Mensch auch voller Fürsorglichkeit sein kann, dass er eine kreative Intelligenz besitzt, die sehr wohl in der Lage ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, der Kernpunkt unserer biblischen Lehre, dass selbst einfache Menschen und nicht nur Heilige fähig sind, Taten der Güte und Liebe zu vollbringen.