Volkssagen aus Pommern und Rügen

Der stattliche Band 'Volkssagen aus Pommern und Rügen', den der Oberlehrer Dr. Ulrich Jahn (1861-1900) erstmals 1886 im Verlag Dannenberg zu Stettin publiziert hat, gehört zu den bedeutendsten deutschen Sagensammlungen des 19. Jahrhunderts. Diese Sammlung trug Jahn eine bis heute wachsende Anerkennung als begabter Erzählforscher ein sowie den Ruf, der 'pommersche Grimm' zu sein. Es gibt wohl keine zweite pommersche Sagensammlung, die durchgängig so gut erzählte Texte bietet. Das von Jahn mitgeteilte Sagengut aus ganz Pommern ist weniger von der Historie als von den Glaubensvorstellungen einer vorwissenschaftlichen Zeit geprägt. Man erfährt hier von Leuten mit übernatürlichen Fähigkeiten wie Hexen und Freimaurern, von Verwandelten wie Mahrt und Werwolf, von hilfreichen oder bösen Haus- und Wassergeistern oder von der furchterregenden Gestalt des Teufels, den man indes auch prellen kann. Eine ebenso große Rolle spielen der Tod und die Toten, die keine Ruhe finden, die Wilde Jagd und ihre Gefahren, aber auch das Streben nach Glück und Reichtum, das in zahlreichen Schatzsagen seinen Ausdruck fand. Nicht nur die vielgestaltige Landschaft und viele Orte Pommerns, sondern auch die Lebens-, Erlebnis- und Denkwelt der Bürger, Bauern und armen Leute, die diese Geschichten erzählten, werden wieder lebendig.