Russischer Nationalismus
Autori
Viac o knihe
Nach dem Untergang der Sowjetunion erlebte der russische Nationalismus eine unerwartete Renaissance. Als Rückbesinnung auf ein »russisches Volkstum« ist er zu einem markanten und vitalen Phänomen der postsowjetischen Entwicklung geworden. Dabei ist er keineswegs neu. Frank Golczewski und Gertrud Pickhan untersuchen den russischen Nationalismus der Gegenwart historisch, in seiner Entstehung und Entwicklung. Wie anderswo in Europa entwickelte sich im 19. Jahrhundert auch in Rußland ein Denken in nationalen Kategorien. Für das Selbstverständnis der Russen und für die Rechtfertigung einer an diesem »Russentum« orientierten Politik waren Aussagen von russischen Dichtern, Denkern und Politikern von entscheidender Bedeutung. Dabei haben sich die nationalen Motive des 19. Jahrhunderts mit erstaunlicher Kontinuität erhalten, noch heute sind sie für viele attraktiv. Dennoch ist der neue Nationalismus keine bloße Neuauflage des alten. Die Erfahrungen der Sowjetzeit und nationalrevolutionäre Strömungen des Exils haben das nationale Denken beeinflußt. So werden in diesem Buch der Panslawismus und die Unterscheidung von »Westlern« und »Slawophilen« ebenso thematisiert wie das Verhältnis Rußlands zu »Europa«, die Eurasien-Gedanken der Emigranten und die Verwandlung des frühsowjetischen Internationalismus in ein großrussisches Vormachtsdenken, das eine der Grundlagen für die gegenwärtigen Entwicklungen schuf. Die Texte im Quellenteil repräsentieren exemplarisch die Denkmodelle des russischen Nationalismus. Die meisten Texte werden hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegt. Damit wird der Zugang zu einem Fragenkomplex ermöglicht, der zu den brisantesten der Gegenwart gehört.