Politische Festkultur im 19. Jahrhundert
Autori
Viac o knihe
Ute Schneider hat mit ihrer Arbeit zur politischen Festkultur des Rheinlandes ein Thema angeschnitten, von dem man bisher glaubte, es sei hinreichend bekannt. Die ungezählten Artikel und Sammelbände der letzten Jahre haben der Fachwelt ebenso wie wohl auch einer breiten Öffentlichkeit die Vorstellung vermittelt, im Grunde seien die wesentlichen Fragen beantwortet. Die vorliegende, geographisch begrenzte Langzeitstudie, in beiden Hinsichten das methodische Novum, belehrt uns statt dessen, daß es sich hier um einen Irrtum handelt. Erst die flächendeckende Zusammenschau des „langen“ 19. Jahrhunderts eröffnet jene Einsichten, von denen die meisten Historiker bisher nicht einmal etwas geahnt haben. Nunmehr steht nämlich fest: 1. Das Nationalfest ist als Projekt das geistige Erzeugnis der Spätaufklärung, seine vielfältigen Verwirklichungsversuche im 19. Jahrhundert mißlingen so gut wie durchweg und verdeutlichen stattdessen den Zeitgenossen nur die konfessionellen, sozialen und parteipolitischen Bruchlinien. 2. Die Einheit der Nation kommt allenfalls in - oft nur geglaubten - Elementarbedrohung ihrer Existenz zum Druck von außen zustande. Nur wenn Feierlichkeiten sich diese Konjunktur zunutzemachen können, sind sie tatsächlich Nationalfeste im Sinne dessen, was jeweils unter politischer Nation verstanden wird; das war 1840 und 1930 der Fall. An diesen beiden Erkenntnissen wird die Forschung künftig nicht vorbeigehen könen.