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Auto(r)erotik

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In der ersten Jahreshälfte 1994 werden im Erich Schmidt Verlag die ersten zwei Titel der neuen Schriftenreihe „Geschlechterdifferenz & Literatur“ erscheinen. Gerhard Neumann und Ina Schabert betreuen die Publikationen des Münchner Graduiertenkollegs – Tagungsberichte der Symposien, aber auch Monographien – zu dieser fachübergreifenden Thematik herausgeberisch. Literarische Texte provozieren dort am gründlichsten, wo sie Bilder verweigern, in denen ein Subjekt sich spiegeln könnte. Der von der Psychoanalyse aufgezeigte narzißtische Triebgrund literarischer Produktion – sich in Darstellungen des anderen, vorzugsweise des anderen Geschlechts, wiederfinden zu wollen – wird im literarischen Projekt der Auto(r)erotik ad absurdum geführt: Das Begehren verliert sein Objekt, Liebe wird gegenstandslos. Bilder von zerstückelten, sich auflösenden und zersetzenden Körpern treten an die Stelle eines konturierten Selbst. Die Polarität der Geschlechter wird hinfällig. Dieser Effekt, gefürchtet, aber auch gewünscht, steht im Zentrum einer literarischen Auseinandersetzung, die gleichermaßen an Bilder, Repräsentationen wie Schreibweisen geknüpft ist. Die Beiträge des Bandes untersuchen Facetten dieser Auseinandersetzung an Textbeispielen aus der europäischen Literatur der letzten anderthalb Jahrhunderte. Sie eröffnen der literaturwissenschaftlichen Debatte um Geschlechterdifferenz damit einen Zugang zu literarischen Texten, deren innovative Ästhetik sich mit den Mitteln einer ideologischen Kritik am Wahrheitsgehalt von Weiblichkeitsbildern nicht fassen lässt.

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1994

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