Radierungen

Das Thema im grafischen Werk von Rainer G. Mordmüller ist: Figuren im Raum. Es zieht sich von Beginn an wie ein roter Faden durch sein Werk und ist in stets neuen Konstellationen von Haltung und Bewegung in den diversen Raumsubstanzen zwischen Hell und Dunkel durchkomponiert. Dabei ist der Prozess der Radiertechnik in seinen Entwicklungsphasen [.] für Mordmüller zu einer immanenten Welt- und Lebenserfahrung geworden. Seine Serien und Varianten tragen einen permanenten Gestaltwandel im staccato vor. Der vom Licht durchsetzte Raum ist zugleich der psychische Erfahrungsraum zwischen Traum, Erinnerung und kalkulierendem Bewusstsein. Paris und Venedig, Orte langfristiger Studienaufenthalte Mordmüllers, sind nicht zufällig auch markante Heimstätten der Radierkunst, mit Höhepunkten im 18. Jahrhundert, als blühende Malerschulen in den Städten, in weite Lebensbereiche hinein, ihr Lokalkolorit des Fin de siècle aufprägen. Gerade jenen Künstlern fühlt Mordmüller sich verbunden, die, wie er, in einem vibrierenden Duktus, das Verändernde und die äußeren Erscheinungen erspüren und doch Fiktionen ritueller Beständigkeit für existenzielle Zustände und menschliche Beziehungen finden. Die subtile Drucktechnik der Radierung ist ihm dafür ein genuines Medium. (Marina Rudloff)