Hunza
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Viac o knihe
Im Fünfländereck von Pakistan - Afghanistan - Tadschikistan - China - Indien, dort wo der Karakorum in den Hindukusch übergeht, liegt am südlichen Ast der uralten Seidenstraße das kleine, ehemalige Königreich Hunza. Erst 1974 verlor es seine Quasi-Unabhängigkeit vollständig an Pakistan. Als die Briten 1891 das Gebiet eroberten, stießen sie auf ein Bergvolk, das in einem Hochtal - umgeben von Siebentausendern - in völliger Isolation interessante Eigenheiten bewahrt hatte. Ihre Sprache war mit keiner anderen der Welt verwandt. Schon auf den ersten Blick sah man, dass die Leute von außerordentlicher Zähigkeit und Gesundheit waren und dass es unglaublich viele sehr alte Menschen gab. Die abkommandierten britischen Militärärzte befassten sich schon damals mit dieser Tatsache und stellten fest, dass es vor allem die Ernährung war, der die Leute ihre Gesundheit bis ins hohe Alter verdankten: Täglich frisch vermahlenes Getreide, Gemüse soweit vorhanden, saure Milch, fast kein Fleisch, überhaupt kein Zucker, als Trinkwasser die von fein zerriebenem Gestein graue „Gletschermilch“ und vor allem die Wunderfrucht Aprikose, frisch und getrocknet, mit ihrem geheimnisvollen Kernöl schien Ursache der besonderen Langlebigkeit zu sein. „Das dreimalige tägliche Essen soll wie ein dreimaliges tägliches Gebet verrichtet werden“, sagten die Hunzaleute außerdem. Die Briten erkannten aber auch, dass die Knappheit der vorhandenen Lebensmittel - häufig noch verstärkt durch eine jährlich von der Natur auferzwungenen Fastenkur - mitverantwortlich für die Gesundheit war. Mit Festlichkeiten musste auf Grund des Nahrungsmangels z. B. so hausgehalten werden, dass in alten Zeiten nur an einem einzigen Tag im Jahr in Form einer Gruppenhochzeit geheiratet werden durfte. Der König galt als Abkömmling der „Himmlischen“. Nur wenn er in ritueller Form die erste Pflugfurche im Frühjahr zog, war in diesem Jahr mit einer ausreichenden Ernte zu rechnen. Aber auch andere merkwürdige Erscheinungsformen konnte man damals und kann man heute noch erleben. Es sind besonders die Schamanen, die als Mittler zwischen den Menschen und den Bergfeen, die auf den Gletscherbergen rundum ihre Wohnstätte haben, eine große Rolle spielen. Sie trinken das Blut frisch geopferter Ziegen und vermeinen damit die „Milch der Feen“ zu genießen. Für den heutigen Reisenden ist auch von Bedeutung, dass die Hunzaleute Ismailiten sind, Anhänger jener islamischen Religionsform, die sich durch besondere Toleranz gegenüber Andersgläubigen auszeichnet. Die Menschen von Hunza sind ehrlich, offen und gastfreundlich und können mit diesen Eigenschaften durchaus mit ihren tibetischen Nachbarn konkurrieren. Das Land mit seinen künstlich bewässerten Oasen inmitten einer faszinierenden Gletscherwelt - ein karges Paradies am Dach der Welt - ist allemal eine Reise wert.