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Der erzählte Papst

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Als einziger Papst vor dem 20. Jahrhundert hat Papst Pius II., mit weltlichem Namen Enea Silvio Piccolomini (1405‒1464), eine autobiographische Schrift, die Commentarii de rebus a se gestis hinterlassen und sich selbst damit ein literarisches Denkmal gesetzt. Dabei war die Ausgangslage alles andere als günstig: Der Kongress von Mantua, zu dem Pius alle christlichen Fürsten eingeladen hatte, um über einen Kreuzzug gegen die Türken zu debattieren, war so gut wie gescheitert, und auch die Kämpfe gegen die aufständischen Barone des Königreichs Neapel schienen kein gutes Ende zu nehmen. Umso eindrücklicher ist die Erzählung, die sich auf den Seiten der Commentarii entspinnt und dem Leser tiefe Einblicke in die politische Agenda des Papstes gewährt und seine persönliche Sicht der Dinge vermittelt. Christian Guerra legt in seiner Studie dar, wie der Papst sich der antiken römischen Historiographie bediente, um der Geschichte seiner eigenen Zeit eine Deutung und ein narratives Gewand zu verleihen. Der Autor analysiert dazu historiographische und biographische Narrative und untersucht den Einsatz moralischer Exempla, die Erzählstrategien bei Schlachtbeschreibungen, das Verhältnis von annalistischer und monographischer Erzählweise und die Lebensentwürfe des sozialen Aufsteigers, des Fürsten und des Nachahmers Christi. In die Analyse werden erstmals neben Caesars Commentarii de bello Gallico und Vergils Aeneis weitere Intertexte systematisch einbezogen und auf ihre makrostrukturellen Implikationen für die Narration hin untersucht. Dadurch eröffnen sich neue Perspektiven auf einen zentralen Text des italienischen Quattrocento.

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2018

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