Beitrag zur Bemessung von druckbeanspruchten Einzelwinkeln unter Berücksichtigung der Anschlußeigenschaften

In vielen Bereichen des Stahlbaus werden druckbeanspruchte Bauteile mit Einzelwinkeln ausgeführt. Der Grund hierfür ist die einfache wirtschaftliche Form der Anschlußausbildung. Zum Anschluß der Einzelwinkel werden häufig Knotenbleche verwendet, an denen der Einzelwinkel mit einem Schenkel angeschraubt bzw. angeschweißt wird. Das Auflager der Einzelwinkel stellt somit eine exzentrische Schneidenlagerung dar. Gleichzeitig verursacht die Kontinuität der Knotenbleche am Anschlußknoten eine elastische Einspannung. Für die mit einer Schneidenlagerung gelenkig angeschlossenen Einzelwinkel liegen zur Zeit im Hochbau und Mastbau verschiedene Bemessungsmodelle vor. Die Bemessungsmodelle basieren alle auf dem Ersatzstabverfahren, und der Nachweis des Einzelwinkels erfolgt als zentrisch gedrückter Einzelstab mit Hilfe der Europäischen Knickspannungslinien. Hierbei werden die aus dem wirklichen Anschluß resultierenden Einflüsse (exzentrische Lasteinleitung, elastische Federung infolge der elastischen Einspannung) durch unterschiedliche Ansatzfunktionen erfaßt, mit denen der bezogene Schlankheitsgrad des Fachwerkstabes modifiziert wird. Die in den verschiedenen Bemessungsmodellen für die Einzelwinkel vorgeschlagenen unterschiedlichen Knickspannungslinien und Modifikationen ergeben erheblich unterschiedliche Traglasten. Hieraus folgt die Notwendigkeit, das Tragverhalten von druckbeanspruchten Einzelwinkeln eingehender experimentell und rechnerisch zu untersuchen, um ein einheitliches, zuverlässiges und wirtschaftliches Bemessungsmodell für Einzelwinkel angeben zu können. Im Rahmen der Dissertation wird ein Bemessungsmodell entwickelt, mit dem sowohl zentrisch als auch exzentrisch gedrückte Einzelwinkel sicher und wirtschaftlich bemessen werden können, wobei die durch die Auflagerbedingungen resultierenden Einflüsse berücksichtigt werden.