Sinn und Unsinn in der Psychotherapieforschung
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Viac o knihe
Einige VertreterInnen der empirisch-statistischen Psychotherapieforschung machen derzeit Schlagzeilen mit ihren Aussagen: Sie verkünden das Ende der psychotherapeutischen Schulen, behaupten die Überlegenheit der (kognitiven) Verhaltenstherapie gegenüber den anderen psychotherapeutischen Methoden, bestreiten den Nutzen von - insbesondere psychoanalytischen - Langzeittherapien, sie erklären die Zeit für die Entwicklung einer „Allgemeinen Psychotherapie“ für gekommen. Und sie betonen, diese Aussagen auf dem Boden der „objektiven Faktenlage“ zu machen. Die „Faktenlage“, das ist die Meta-Analyse von Therapie- Wirksamkeitsstudien, durchgeführt von Klaus Grawe, Ruth Donati und Friederike Bernauer und publiziert unter dem Titel „Psychotherapie im Wandel. Von der Konfession zur Profession“. Was ist dran an den „Fakten“, die Grawe et al. vorlegen, um mit ihnen ihre z. T. weitreichenden gesundheitspolitischen Schlußfolgerungen zu untermauern? Ist es legitim, aufgrund dieser Meta-Analyse die Überlegenheit einzelner psychotherapeutischer Methoden gegenüber anderen zu behaupten? Oder muß die Psychotherapieforschung selbst einer kritischen Würdigung ihrer Methoden unterzogen werden? Dieses Buch unternimmt diesen Versuch einer kritischen Auseinandersetzung am Beispiel der einzelnen Behauptungen, die Grawe et al. in ihrem Buch aufstellten. Die Methoden der Meta- Analyse werden kritisch beleuchtet, die Folgerungen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Der Befund: Die methodischen Fehler in der Studie von Grawe et al. sind derart gravierend, daß Grawes zentrale Behauptungen nicht als faktengestützt gelten können. Die Folgerung: Der „Grawe-Effekt“, d. h. die Rezeption von Grawes Aussagen, kann aber konstruktiv gewendet werden, wenn eine Perspektive für die künftige psychotherapeutische Praxis und Forschung entwickelt wird. Besonderes Gewicht wird u. a. auf eine Forschungsethik gelegt, die dem Gegenstand der Forschung, dem psychotherapeutischen Prozeß und Wirken, keine Gewalt antut und im Falle der Anwendung „harter“ statistischer Methoden auf strikter Beachtung der methodischen Restriktionen besteht. Mit Beiträgen u. a. von: Bernhard Rüger, Ulrich Stuhr, Bernhard Rüger, Markus Fäh, Gottfried Fischer, Volker Tschuschke, Falk Leichsenring