Weibliche Autonomie und Identität

Dieser Band wurde unter dem Titel „Pädagogisch- prinzipienwissenschaftliche Untersuchungen zur Möglichkeit der Grundlegung von Mädchenbildung“ vom Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften der Fernuniversität Hagen 1987 als Dissertation angenommen. Inwieweit sind weibliche Identitätsmuster selbst ein erhebliches Hindernis auf dem Weg zur beruflichen und privaten Selbstverwirklichung von Frauen? Können solche Identitätsmuster durch begründete Erziehungskonzepte aufgebrochen werden? Das hier entwickelte universalistische Konzept von Mädchenerziehung versucht, die spezifischen Merkmale weiblicher Marginalisierung durch ein geschlechts-übergreifendes Selbstbild für Identifikationsprozesse, wie es etwa im Androgyn historisch überliefert ist, zu unterlaufen. Neuere Untersuchungergebnisse zur moralischen Erziehung im Anschluß an Kohlberg, die damit im Zusammenhang stehenden Befunde zur geschlechtsspezifischen Sozialisation einschließlich der mit ihnen einhergehenden Einstellungen und Selbstbilder legen die Vermutung nahe, daß zwischen moralischer Entwicklungsstufe und Androgynitätsorientierung ein Zusammenhang besteht, der im Hinblick auf Mädchenerziehung pädagogisch fruchtbar gemacht werden kann. Androgynitätsorientierte Erziehung, die auf pädagogischem Wege, über Maximen moralischer Erziehung, universalistische Lebensgrundsätze zu vermitteln vermag, trägt möglicherweise dazu bei, weibliche Lebensläufe bewußter als bisher zu gestalten und zu strukturieren. Eine solche Erziehung könnte insbesondere das gerade von Frauen und Mädchen bislang vielfach unkritisch kultivierte Beziehungsdenken in seinen fatalen Auswirkungen erkennen und kanalisieren helfen. Aus dem Inhalt: Sozialisationstheoretischer Zugang und bisherige Ansätze zur Erforschung von Geschlechtsunterschieden Spezifische Merkmale und Effekte weiblicher Sozialisation im Kindesalter, Jugendalter und Erwachsenenalter Feministische Interpretationszugänge zur Erklärung von weiblichen Sozialisationsdefiziten Systematische Entfaltung eines autonomieorientierten Identitätskonzepts Pädagogische Konsequenzen