Widerstände und Perspektiven
Autori
Viac o knihe
Nach der wechselvollen Geschichte, die der Bildungsbegriff In den zurückliegenden Jahrzehnten durchlaufen hat, scheint er Im gegenwärtigen erziehungswissenschaftlichen Diskurs geradezu eine Hochkonjunktur zu erleben. Sämtliche Versuche, Ihn als zentrale pädagogische Reflexionskategorie in Frage zu stellen, konnten nicht nur seinem Stellenwert für die Orientierung theoretischer wie praktischer pädagogischer Bemühungen nichts anhaben, sondern scheinen ihn vielmehr noch gestärkt zu haben. Angesichts der teils desaströsen Folgen einer ökonomisch motivierten Bildungsdauerreform ist die allgemeine Kompetenz-Euphorie im Zuge der ersten PISA-Studien mittlerweile einer allgemeinen Ernüchterung gewichen. Diese Verschiebung eröffnet wieder neue Perspektiven für eine kritische und differenzierte Befassung mit den Prozessen menschlicher Subjektentwicklung, die diese nicht instrumentell zuzurichten versucht, sondern ihren Eigensinn anerkennt und reflexiv nachvollzieht. Entgegen den Vereinseitigungen und Engführungen in der aktuellen Bildungsdebatte, die 'Bildung' fast ausschließlich als individuellen Prozess der Veränderung subjektiver Selbst- und Weltverhältnisse erscheinen lassen, lenken die Beiträge des vorliegenden Bandes den Blick auf ihre historisch-gesellschaftliche Dimension. Aus unterschiedlichen Richtungen kommend und mit je eigenen Akzentuierungen teilen sie die Grundüberzeugung, dass die Einbeziehung der vielfältigen geschichtlichen, politischen, ökonomischen und ideologischen Kontexte von Bildungsprozessen eine unverzichtbare Voraussetzung sowohl für die theoretische Bestimmung, als auch für die praktische Freisetzung von gesellschaftlichen Mündigkeitspotentialen bescheibt.