Fragment und Gesamtwerk
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Viac o knihe
Der Umgang mit dem Begriff Fragment und mit fragmentarisch überlieferten Texten ist für die Literaturwissenschaft ebenso alltäglich wie problematisch. Editoren stellen das Fragment – häufig in Form von nachgelassenen Texten – immer noch dem schwer zu bestimmenden „Werk“ gegenüber und Interpreten versuchen, das Fragment im Verhältnis zu diesem „Werk“ zu deuten. Sie versuchen, die Leerstellen zu füllen, auf die das Fragment vermeintlich hinweist. Und allen Problemen zum Trotz: Gerade diese Leerstellen können die Perspektive aufs Gesamtwerk oft erweitern, alte Lektüren revidieren, neue Lesarten ermöglichen und im Leser, der das Fehlende zu rekonstruieren sucht, eine ganz eigene Kraft entfalten (so könnte man z. B. Rilkes „ArchaischeTorso Apolls“ deuten). Den Fragen, die dieser Umgang mit Fragmenten aufwirft, den Risiken, die er birgt, und den Einsichten, zu denen er verhelfen kann, wird in diesem Band in unterschiedlichen Entwürfen nachgegangen.