Reisen in den Werken von Heinrich Heine und Kurt Tucholsky
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Viac o knihe
Eine zunehmende Entfremdung der Heimat führt sie in die Fremde und läßt diese heimatlich erscheinen. Frankreich wird für Heine und Tucholsky zum ersten wichtigen Reiseziel, beide schreiben in und über Frankreich journalistische Korrespondenten-Berichte und literarische Reiseberichte. Die Reiseberichte nehmen eine Vermittlerrolle zwischen den Nachbarstaaten ein, bringen ihre Verfasser dadurch aber auch in eine schwierige Position zwischen den Staaten. Die England-Reiseberichte Heines und Tucholskys, die hier erstmals detailliert gegenübergestellt werden, teilen eine Abneigung gegen Merkantilität, Mentalität und auch Sprache der Briten bei gleichzeitiger Sensitivität für soziale, gesellschaftliche oder auch für architektonische oder alltägliche Phänomene. Heines 'Harzreise' weist - wie Tucholskys 'Pyrenäenbuch' - stilistische Innovationen auf. Das Konglomerat aus Prosa und Poesie, Landschaftsschilderung und Sozialkritik, realitätsnaher Wiedergabe und Traumsequenzen hebt sich von seinen Vorläufern ab. In der Ästhetisierung und auch Entmystifizierung der Natur und der Kontrastierung von inszenierter Reiseromantik mit harscher Sozialkritik ist die 'Harzreise' vergleichbar mit dem 'Pyrenäenbuch'. Als weitere stilistische Neuerung setzt Tucholsky zudem filmästhetische Mittel zur Wiedergabe der Reiseeindrücke ein. Sowohl Heine als auch Tucholsky nehmen Bezug auf touristische Entwicklungen und literarisieren die Veränderungen in der Fortbewegung - durch die Eisenbahn oder das Automobil. Bei beiden ist die Reise Metapher des persönlichen Aufbruchs und Matrix für politische, persönliche und poetische Betrachtungen. Die Sprache ist auf Reisen ihre Heimat, die ihnen - exiliert und ausgebürgert - unterwegs ein Zuhause gibt.