"Es denkt"
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Viac o knihe
Auch wenn man dem Aphorismus als Mittel der philosophischen Mitteilung oft mit Skepsis begegnet, erhebt Nietzsche für seinen Gebrauch dieser Stilform hohe Ansprüche: Es sei nämlich, wie er in der Götzendämmerung schreibt, sein „Ehrgeiz [.], in zehn Sätzen zu sagen, was jeder Andre in einem Buche sagt, – was jeder Andre in einem Buche nicht sagt“. Dass diese Äußerung nicht eine rhetorische Zuspitzung darstellt, wird am bündigsten durch die Tatsache bewiesen, dass Nietzsche die ganze dritte Abhandlung der Genealogie der Moral als Kommentar eines einzelnen Aphorismus konzipiert hat. Das Buch von Nikolaos Loukidelis versteht sich als Antwort auf die interpretatorische Herausforderung, die Nietzsche mit dem Gebrauch der aphoristischen Form verbindet, und widmet sich einem der am häufigsten zitierten und einflussreichsten Aphorismen des Nietzscheschen Oeuvres, dem Aphorismus 17 aus Jenseits von Gut und Böse. Besonders interessant beim Vorgehen von Loukidelis ist, dass er verschiedene Interpretationsansätze (Quellenforschung, Berücksichtigung des Kontextes des Nietzscheschen Werkes, philosophische Analyse) anzuwenden weiß, um die vielen Facetten des Aphorismus 17 ans Licht zu bringen. In einer Zeit, in der die Nietzsche-Forschung über die ihm angemessene Annäherungsweise lebhaft diskutiert, kann so das Buch auch als Plädoyer für einen Methodenpluralismus gelesen werden.