Am Rand
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Der aktuelle Band der Schriftenreihe erkundet die europäisch-jüdische Literatur geografisch und konzeptuell neu. Dabei werden in allen Beiträgen Grenzbereiche – räumliche und solche in den Köpfen – des jüdischen Schreibens untersucht. Was kann eigentlich als ›zentral‹ in der europäischen Topografie gelten? Und was ergibt sich aus diesem gültigen ›Kanon‹ für die entgegengesetzten Vorstellungen von Marginalität und Peripherie? Was bedeuten verschiedene Metaphern des Randständigen? Die Beiträge sind verschiedenen Autorinnen und Autoren gewidmet, behandeln aber auch unterschiedliche geografisch angesiedelte Literaturen und thematisieren das Verhältnis der Kanonliteratur zu einer sogenannten ›kleinen Literatur‹. Alle Beiträge fragen also nach der Bedeutung von unterschiedlichen Hierarchien und dem Status von Minderheiten und Außenseitern in der europäisch-jüdischen Literatur. Traditionell wird der Literatur im Allgemeinen das Potential zugesprochen, vorherrschende Bedeutungszu-sammenhänge herauszufordern und politische, soziale oder kulturelle Festlegungen zu unterlaufen. Die Fragestellung dieses Ban-des greift diese Diagnose auf und will sie für ein schärferes, komplexes und dynamisches Bild der europäisch-jüdischen Literatur noch einmal überdenken.