Ökonomische Reformoptionen zur Weiterentwicklung des deutschen Trinkwasserversorgungsmarktes
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Viac o knihe
Wasserversorgung gehört zu den Kerninfrastrukturen und somit zu den essentiellen Rahmenbedingungen einer modernen Volkswirtschaft. Mit dem Begriff der Wasserversorgung bezeichnet man dabei ein ganzes Aufgabenfeld, das sich in einzelnen Teilaufgaben von der Wassergewinnung bis hin zur Lieferung an den Endkunden erstreckt. Verglichen mit der Schnelllebigkeit und Wettbewerbsintensität anderer Wirtschaftszweige hat sich die Wasserwirtschaft dabei über Jahrzehnte weitestgehend diesem Trend entziehen können und enormes Beharrungsvermögen bewiesen. Auf der systemtechnischen Ebene zeichnet sie sich durch sehr langlebige, kapitalintensive Anlagen und Netzstrukturen aus. Einmal installierte Systeme sind in der Regel über ein halbes Jahrhundert lang im Einsatz. Auf institutioneller Ebene ist die Organisation durch vertikal integrierte, oftmals staatliche Gebietsmonopole gekennzeichnet, die entlang der Wertschöpfungskette agieren. Das traditionelle Infrastrukturmodell wird jedoch seit Ende des 20. Jh. zunehmend kritisch hinterfragt. Seit die Europäische Union sich Anfang der 1990er Jahre verstärkt dem Wettbewerbsgedanken verschrieben hat, sind die bis dato in der Regel geschützten traditionellen Geschäftsmodelle nicht nur in die Diskussion geraten, sondern wurden teilweise bereits Veränderungen unterzogen, die so gravierend sind, dass man bisweilen von einem Paradigmenwechsel sprechen muss. Allerdings trifft dies nicht auf alle Infrastruktursektoren gleichermaßen zu. Während in der Telekommunikation und der Energiewirtschaft die Neugestaltung der Märkte bereits enorm vorangeschritten und auch für den Endverbraucher längst spürbar geworden ist, behauptet sich die Wasserversorgung in der Regel noch immer als eine der letzten Bastionen der vor Wettbewerb geschützten Monopolstrukturen, obwohl sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene schon seit gut zwei Jahrzehnten eine Diskussion um den zukünftigen Ordnungsrahmen in der Wasserwirtschaft geführt wird. Jedoch sind Ausmaß und Richtung etwaiger Reformen noch immer nicht klar bestimmt.