Maladien für Millionen
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Viac o knihe
1994 debütierte Michel Houellebecq auf dem Feld des Romans. In Ausweitung der Kampfzone seziert ein junger und einsamer Pariser Informatiker mit kaltem Entomologenblick seine ebenso triste wie zynisch verfaßte nachleidenschaftliche Lebenswelt. Auf deren Zumutungen reagiert dieser von mannigfaltigen Widersprüchen gekennzeichnete und unter einer zyklothymen Depression leidende (Prot-)Agonist wechselweise mit neokynischen Sehnsüchten und zynischen Überbietungsstrategien, welche schließlich in der Verführung eines Arbeitskollegen zum Mord gipfeln. Die erste ausführliche Studie zu Houellebecqs schmalem Ich-Roman verfolgt Allusionen an existentialistische Philosopheme und zeichnet die zentralen Zeitdiagnosen des Textes nach. Sie reichen vom Kollaps religiöser Sinnstiftung, der Verbannung des Todes in die Randzonen gesellschaftlichen Lebens bis zur konformismusbedingten Inflationierung distinktiver Zeichenpraxen und dem Phänomen des asketischen Hedonismus in der Sphäre des Sexus. Die ingeniöse Kontrafaktur des Büchnerschen Lenz-Fragments, welche das Schlußkapitel in Szene setzt, wird ebenso wie der religiöse Subtext des Romans, an dessen Ende der Versuch einer pantheistischen unio mystica steht, textnah, aber mit der Lizenz zur Digression verdeutlicht. Eine Stilanalyse widmet sich den drei verschiedenen Sprachebenen des Werkes und seinen formalen Innovationen, welche die noch immer umstrittene literarische Potenz Houellebecqs unterstreichen. Die weltweit erste grundlegende Studie zum viel diskutierten, doch kaum analysierten Debütroman Michel Houellebecqs, Ausweitung der Kampfzone (1994), liegt nun vor.