Der Hamburger Strahlenskandal
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Viac o knihe
Der Hamburger Strahlenskandal erschütterte 1993 und in den Folgejahren nicht nur Norddeutschland: Der Vorwurf eines Behandlungsfehlers an der Strahlentherapieabteilung der Universitätsklinik führte auch überregional zu starker Medienresonanz und öffentlicher Besorgnis. Die Autorin dieser Studie hatte als Mitarbeiterin der Abteilung Gelegenheit, qualitative Interviews mit dem Klinikpersonal einschließlich des beschuldigten Chefarztes durchzuführen. Diese Interviews bieten einen interessanten Einblick in eine schwer zugängliche soziale Welt: Es kann gezeigt werden, wie Mitarbeiter einer unter Rechfertigungsdruck geratenen Abteilung die Behandlungsfehlervorwürfe und die Medienresonanz von „innen heraus“ bewerten. Die Autorin stellt in diesem Zusammenhang die Frage nach der Überschätzung der modernen Medizin und beschreibt die Relativität medizinischer Standards. Eine historische Betrachtung der Arzt-Patient-Beziehung zeigt die Bürden, unter denen sich in der Gegenwart beide Interaktionspartner begegnen. Strukturelle Aspekte wie die Hierarchie im Krankenhaus, die Rolle der Technik und die Schnittstellenprobleme zwischen dem ambulanten und stationären Sektor werden analysiert. Die theoretischen Betrachtungen sind interdisziplinär angelegt und bedienen sich - ganz im Sinne der Public Health Forschung - der aktuellen Versorgungsforschung aber auch medizinsoziologischen, medizinpsychologischen und historischen Ansätzen sowie der Qualitätsforschung. Eine abschließende Analyse demonstriert, in welchen Problemfeldern sich seit dem Strahlenskandal Lösungsansätze zeigen und in welchen Bereichen noch gesundheitspolitischer und / oder gesellschaftlicher Handlungsbedarf besteht.